Protest der GHB-Mitarbeiter am 4. Januar vor der Arbeitnehmerkammer in der Friedrich-Ebert-Straße.
Im Zuge der Wirtschaftskrise verhandelt der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) mit ver.di über einen Krisentarifvertrag, der ab April 2010 gelten soll. Bereits gültig ist ein Haustarifvertrag der BLG mit ver.di, der vorsieht, dass das Autofahren im Hafen künftig mit 9 Euro die Stunde, anstatt bisher 14 Euro, vergütet wird.
Im Rahmen dieser Lohnsenkungsstrategie im Hafen war jüngst die Forderung der BLG an den Gesamthafenbetrieb im Land Bremen (GHB)gerichtet worden, diese Lohnsenkung unverzüglich auch für die GHB-Beschäftigten umzusetzen. Dagegen hatte sich nun ein Sturm der Entrüstung erhoben: der Betriebsrat protestierte und die Vertrauensleuteleitung des GHB hatte für den 4. Januar zu einer Protestversammlung vor dem Gebäude der Arbeitnehmerkammer in der Friedrich-Ebert-Straße in Bremerhaven aufgerufen.
Etwa 350 Beschäftigte des GHB und anderer Hafenbetriebe aus Bremerhaven und Bremen hatten sich um 9 Uhr vor der Arbeitnehmerkammer versammelt, um lautstark mit Trillerpfeifen, Transparenten und Feuerwerk der im Gebäude tagenden Tarifkommission von ver.di ihren Protest und ihre wachsende Wut deutlich zu machen. Betriebsratsvorsitzender Peter Frohn bekräftigte, dass der GHB nicht bereit sei, Leute zum Transport der Autos auf die großen Autofrachter für einen Niedriglohn von 9 Euro die Stunde zu schicken.
Nachdem die Kolleginnen und Kollegen drei Stunden in der Kälte ausgeharrt hatten, wurde von einem ver.di-Vertreter ein Bericht über den Stand der Gespräche gegeben. Die eigentlichen Tarifverhandlungen zwischen ver.di und den Arbeitgebern fänden am 14. Januar in Bremen statt. Alle Beschäftigten wurden aufgerufen, bei diesen Verhandlungen ordentlich Druck zu machen. Ver.di versprach, Busse für die Fahrt von Bremerhaven nach Bremen zu organisieren.
In der „buten un binnen“ Sendung am Abend verteidigt der Betriebsratsvorsitzende der BLG in Bremerhaven, Wolfgang Lemke, den gerade abgeschlossenen Haustarifvertrag: "Welche Möglichkeiten hätten wir denn gehabt, hier im Unternehmen die Leute noch zu halten? Wir haben die neue Lohngruppe nicht gewollt. Das ist eine Forderung der Arbeitgeber gewesen!"
Auch Klaus Lindner, der Bundesfachgruppenleiter Häfen von ver.di, rechtfertigte den Haustarifvertrag und erklärte in der gleichen Sendung: "Es gibt eine Marktsituation, die dazu führt, dass in bestimmten Bereichen die Situation sich entscheidet: entweder habe ich hohe Löhne oder ich habe keine Beschäftigung. Auf so eine Situation muss reagiert werden und ist im Bereich reagiert worden."
Bei den frierenden Demonstranten vor der Arbeitnehmerkammer kamen diese Argumente nicht gut an, ebenso wenig beim Betriebsrat des GHB. Die große Befürchtung bei ihnen ist, dass diese Tätigkeiten irgendwann ganz aus dem Hafenbereich raus in den Distributionsbereich oder sogar an Zeitarbeitsfirmen verlagert werden.