Bitte aktiviere JavaScript in Deinem Browser, um die volle Funktionalität der Website nutzen zu können.

1. Mai - Der Tag der Arbeit
Kurze Geschichte des 1. Mai

Vom Kampftag zum Feiertag - hier gibt es einen kurzen Blick in die Geschichte des 1. Mai.

Blick in die Geschichte des 1. Mai

Mainelke

Vom Kampftag zum Volksfest

Demonstrationszüge, Musik und politische Reden, Transparente und Fahnen, Sport und Spiel für die Kinder, Dönerbuden und Freibier - Volksfestatmosphäre. Mit Vielfalt präsentieren sich die Gewerkschaften in Deutschland am 1. Mai. Umzüge und Reden sind nicht mehr alles.

Vor 110 Jahren, 1890, wurde zum ersten Mal an diesem Datum in Deutschland demonstriert. Geschaffen wurde der Maifeiertag in Paris. Führende Sozialisten Frankreichs hatten zum 14. Juli 1889 in die Seine-Metropole zu einem internationalen Arbeiterkongress eingeladen.

Der Geburtstag der französischen Revolution wurde zelebriert, ein Jahrhundert zuvor begann sie an jenem Datum mit dem Sturm auf die Bastille, das Staatsgefängnis. Rund 390 Delegierte von Arbeiterparteien, Gewerkschaften und anderen sozialistischen Gruppen aus fast allen europäischen Staaten, den USA und Argentinien gründeten die zweite (Sozialistische) Internationale, und auf der letzten Sitzung des Kongresses am 20. Juli riefen sie zu weltweiten Demonstrationen am 1. Mai 1890 auf. Der Termin wurde gewählt, weil der amerikanische Arbeiterbund bereits Kundgebungen an diesem Tag beschlossen hatte.

In den USA hatte der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterschaft als sogenannter „Moving Day“ schon Tradition, keine lange zwar, aber doch eine bedeutende. Am 1. Mai 1886 begannen Arbeiter in Chicago ihren Kampf für den 8-Std-Tag, der von den Kapitalisten brutal unterdrückt wurde. Vier ihrer Anführer, Parkons, Engels, Fischer und Spies wurden hingerichtet. Dieses war der Anlass zu weltweiter Solidarität unter den Arbeitern. Die Aktionen der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung konzentrierten sich deshalb auf diesen Tag.
 

Illegal beim Kaiser…

Im deutschen Reich galt am 1. Mai 1890 noch das "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" (Sozialistengesetz) von 1878, mit dem Reichskanzler Otto von Bismarck die Arbeiterbewegung vernichten wollte, indem er sie weitgehend in die Illegalität drängte. Um keine erneute Verlängerung des gesetzlichen Knebels zu provozieren, hatte die sozialdemokratische Reichstagsfraktion von einer allgemeinen Arbeitsruhe am 1. Mai 1890 abgeraten. In einigen Städten setzte sich die Parteilinie nicht durch, Zehntausende legten die Arbeit nieder und demonstrierten, viele von ihnen wurden deshalb zeitweise ausgesperrt.

Im folgenden Jahr empfahl die sozialdemokratische Reichstagsfraktion in einem Aufruf, "Die Maifeier am ersten Sonntag im Mai zu begehen und weiter dahin zu wirken, dass auch für die Zukunft der gleiche Tag festgehalten wird". Der Vorschlag wurde für gut befunden. Die Maikundgebungen am Sonntag verzeichneten Massenandrang. Aber zufrieden waren die Teilnehmenden mit dieser Lösung nicht.

Nachdem die sogenannte Novemberrevolution 1918 die Monarchie in Deutschland zur Geschichte machte und der Krieg beendet war, begann auch für den Maifeiertag ein neues Kapitel. Am 1. April 1919 beschloss die Weimarer Nationalversammlung mit einem Gesetz, den 1. Mai 1919 als allgemeinen Feiertag zu begehen. In den folgenden Jahren scheiterten Vorstöße, ihn reichsweit als gesetzlichen Feiertag zu etablieren. Erfolgreich war man nur in einigen Ländern: in Braunschweig (hier wurde er 1931 wieder abgeschafft), in Hamburg, Lübeck, Sachsen und Schaumburg-Lippe.

Während am 1. Mai 1919 im übrigen Deutschland gefeiert wurde, kam es in München zu einem Blutbad mit rund eintausend Toten. Reichstruppen zerschlugen die Bayerische Räterepublik, die am 7. April proklamiert worden war.

Die Maifeiern in der Weimarer Republik wurden durch die Spaltung der Arbeiterbewegung geprägt. Sozialdemokraten, Kommunisten und andere politische Richtungen veranstalteten mit den ihnen nahe stehenden Gewerkschaften meistens eigene Kundgebungen und Demonstrationszüge.


...und den Nazis

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der 1. Mai am 10. April 1933 per Gesetz zum bezahlten "Feiertag der nationalen Arbeit". Am 2. Mai 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Freien Gewerkschaften gewaltsam. Die Gewerkschaftshäuser wurden gestürmt, Funktionäre verhaftet, gefoltert, ermordet. Am 27. Februar 1934 machte ein Gesetz den 1. Mai zum "Nationalen Feiertag des deutschen Volkes".

Erst nach dem zweiten Weltkrieg konnte am 1. Mai in der Tradition der Arbeitnehmerbewegung gefeiert werden. Die zerschlagenen Gewerkschaften entstanden neu. Mit großen Maikundgebungen knüpfen die Gewerkschaften 1946 im befreiten Deutschland an die alte Tradition an. In der DDR sollte später an jenem Tag die Einheit von Regierenden und Regierten demonstriert werden.


„Hoch die internationale Solidarität.“