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Historie der Arbeitergeschichte und der Arbeit in der Region
Geschichte der Arbeiterbewegung in Bremerhaven

1818 – 1875

1818

  • Anlage des hannoverschen Geestehafens mit einem Deich am rechten Geesteufer, Bau eines Hafenhauses und Befestigung von Duckdalben in der Geeste.


1818-1821

  • Die Wälle der Carlsburg werden zu einem bis zur Geestemündung reichenden Schirmdeich ausgebaut. In der Verlängerung dieses Deiches wurde ein Pfahlhöft in die Weser gebaut als Navigations- bzw. Manövrierhilfe. Am nördlichen Ufer wurden acht Paar Duckdalben eingerammt und über 40 Ankerpfähle gesetzt. Am südlichen Ufer entstand ein Löschplatz mit einem auf Pfählen stehenden Kran.


1821

  • Cornelius Jantzen Cornelius baut an der Deichstraße, wo jetzt die Goetheschule steht, eine Werft. Der Schiffszimmermann Cornelius ist einer der ersten Einwohner des hannoverschen Hafengebiets.


1827

  • Am 11. Januar unterzeichnen Bremens Bürgermeister Smidt und Minister von Bremer in Hannover einen Staatsvertrag über den Erwerb des Hafengeländes bei der Carlsburg an der Unterweser. Die Kaufsumme beträgt 73.658 Taler.
    Bei der feierlichen Übergabe des Geländes am 1. Mai wird auf dem Hafenhaus die bremische Flagge gehisst.
  • Die Arbeitsbedingungen waren hart, als am 1. Juli die Ausschachtungsarbeiten zum Bau des Alten Hafens begannen. Er sollte zunächst 750 m lang und 57,5 m breit werden und eine Wassertiefe von gut 5 m erhalten (Sie wurde später auf etwas über 7 m gebracht). Zeitweise wurden bis zu 700 Arbeiter bei diesem Projekt beschäftigt. Da es keine Maschinen für die Erdbewegungen gab musste die Erde auf Pferdegespanne geschaufelt und zur Weser zwecks Anlage eines neuen Deiches transportiert werden. Allein für das Auspumpen der Baugrube waren täglich mehr als 60 Pferde eingesetzt.

    Es fehlte an Trinkwasser, und es kam zu vielen Erkrankungen unter den Arbeitern.
    Da der versprochene Lohn von 60 Grote (etwa 1,30 Euro) im Akkord erarbeitet werden mußte und die Arbeitszeit von 4.30 Uhr morgens bis 20.00 Uhr abends angesetzt war, kam es zu häufigen Unruhen. Bereits am Tag des Baubeginns gab es Auseinandersetzungen. Statt der in Aussicht gestellten 60 Grote kamen die Arbeiter infolge der schwierigen Bodenverhältnisse höchstens auf die Hälfte.

    Aufgrund der harten Arbeitsbedingungen und der ungehaltenen Lohnversprechen kommt es bereits am ersten Tag zu Auseinandersetzungen. Ein Streik um mehr Lohn, der bereits Mitte Juli 1827 ausbrach und an dem sich bis auf ca. 50 alle Arbeiter beteiligten, hatte keinen Erfolg. Aber schon einen Monat später streikten erneut 500 Arbeiter um mehr Lohn.


1828

  • Am 12. Juli erfolgt die Grundsteinlegung der Schleuse zum Hafen, dem jetzigen "Alten Hafen". Hafen und Stadt werden nach einem Plan des Holländers Jacobus Johannes van Ronzelen angelegt.


1833

  • Gründung der Werften von Lange und Wencke.
  • Im Flecken Lehe leben zu dieser Zeit 1.823 Menschen in 283 Wohnhäusern.


1834

  • Wencke errichtet ein erstes Trockendock an der Geeste.
  • Am 15. Juni erwirbt der Schiffbauer Rickmer Clasen Rickmers aus Helgoland ein Grundstück an der Geeststraße und beginnt mit den Bau von kleinen Schiffen.

1836

  • Bremerhaven zählt 1460 Einwohner.


1839

  • Am 12. November erwirbt R.C. Rickmers ein Werftgelände am Torfplatz. Die Werft wird 1857 nach Geesthelle verlegt.


1840

  • An der neuen Kaje Geestendorf, am linken Geesteufer, machen die ersten Fischereifahrzeuge fest.
  • Das erste in Deutschland fertig gestellte Doppeltrockendock wird Auf Johann Langes Werft in Betrieb genommen, es ist 62m lang und 14m breit.
  • In der Leher Feldmark gibt es vier Ziegelstein- und vier Kalkbrennereien.


1841

  • Der Bremer Reeder und Segelmacher Franz Tecklenborg gründet zusammen mit zwei weiteren Kaufleuten in Bremerhaven an der Geeste ein Schiffbauunternehmen. Am 16. Juli fand die Vertragsunterzeichnung zwischen Franz Tecklenborg (ältester Sohn eines Bremer Kaufmanns, Reeders und Segelmachers), dem Bremer Kaufmann Jan Simon Abegg und dem Bremerhavener Kaufmann Peter Heinrich Ulrichs statt. Die Werft trägt den Namen "Abegg & Co.". Abegg übernimmt die Geschäftsführung, Tecklenborg und Ulrichs geben jeweils 5000 Taler zur Finanzierung des Unternehmens.
    Am 30. September erwirbt Jan Simon Abegg in Bremerhaven ein Gelände zur Errichtung ihres Schiffbaubetriebs von rund 29.000m² Größe am nördlichen Ufer der Geeste, neben der Rickmers Werft. Abegg erhält die Erlaubnis zum Bau eines Helgens für Schiffe von 150 Lasten und eines Lagerschuppens.
  • In Lehe erscheint als erste Zeitung der "Wöchentliche Anzeiger für Lehe, Umgebung und Land Wursten".


1842

  • Jan Simon Abegg errichtet eine kleine Schiffsschmiedewerkstatt und pachtet weiteres Gelände für den Schiffbaubetrieb "Abegg & Co.".


1844

  • Nach drei Geschäftsjahren fiel die Bilanz für die Kapitalgeber der Werft "Abegg und Co." Franz Tecklenborg und Peter Heinrich Ulrichs unbefriedigend aus und sie lösten das Geschäftsmodell im Herbst 1844 auf. Franz Tecklenborg übernimmt die Werft allein und gewinnt als Schiffbaumeister und technischen Leiter seinen Bruder Johann Carl, der bis 1844 als Schiffbauer in Amerika tätig war.


1845

  • Am 20. Januar erhält die Werft von Franz Tecklenborg den Namen "Johann C. Tecklenborg". Franz Tecklenborg ist Eigentümer, Johann Carl Tecklenborg technischer Leiter. Die Leitung der Werft übernehmen beide gemeinschaftlich.
    Die Tecklenborg-Werft verfügt über zwei Helgen, eine Schmiede, eine Tischlerwerkstatt, einige Lagerschuppen und Unterkünfte für Schiffszimmerleute.
  • Neben Johann Lange baut F.W. Wencke auf seinem Schiffbauplatz am rechten Geesteufer ein Doppeltrockendock, das Seeschiffe von mindestens 350 Lasten aufnehmen kann. Die Bremerhavener Dockanlagen von Lange und Wencke stellen für Deutschland eine Neuheit dar.
  • Am 06. Juni erlässt König Ernst August von Hannover eine Anordnung zur Gründung eines Schiffsliegeplatzes an der Geestemündung.


1847

  • Zwischen 1847 und 1952 erfolgte der Bau des Neuen Hafens. Auch dieser Hafenbau ist ein Werk des Niederländers van Ronzelen. Die Dampfschifffahrt und die allgemeine Überkapazität des Alten Hafens hatte den Bau des neuen Beckens erzwungen, das ursprünglich eine Länge von 230 Metern und eine Breite von 85 Metern besaß. 1858, 1862 bis 1863 sowie 1870 bis 1871 wurde der Hafen bis auf eine Länge von 270 Metern erweitert.
  • Beim Bau des Neuen Hafens entsteht der jetzige Weserdeich.


1848

  • Die Schiffszimmerleute wollten nicht länger widerspruchslos die unzureichende Entlohnung durch die Werftbesitzer hinnehmen. Unter dem 18. Dezember 1848 richteten sie eine Resolution an den Senat, in der sie ihre Situation auf den Werften darstellten. Der durch "Niederwerfen der Arbeit" in den Jahren der Teuerung (1846/1847) erstreikte Tageslohn von 48 gt Preuß. Courant sei im Sommer 1848 auf 36 gt und im Dezember auf 30 gt unter dem Vorwand herabgesetzt worden, es sei keine Arbeit vorhanden.

    Sie forderten: "So muß unser Tageslohn nothwendig so sein, daß eine Familie davon leben kann." In anderen Städten, wie Harburg, Altona, Lübeck, Stettin seien Mindestlöhne gesetzlich vorgeschrieben, während in Bremerhaven "die hiesigen Schiffszimmerleute gar zu sehr in Hinsicht des Tageslohns der Willkür der Schiffsbaumeister preisgegeben sind".

    In der Begründung ihrer Forderungen klangen schon die Ideen von Marx und Engels an, wenn sie schrieben, es sei "in der neueren Zeit viel über die richtige Vermittelung zwischen Arbeiter und Capital gesprochen worden", in Bremerhaven dagegen sei eine "Wucherei" der Schiffsbaumeister festzustellen. Wencke erhalte grade beim Bau eines Kriegsdampfers pro Mann und Tag 51 grote Hamb. Courant, zahle aber nur 30 gt Preuß. Courant. "Wer", fragten die Arbeiter den Senat, "vermag alsdann den gerechten Unwillen gegen seine Baumeister zu unterdrücken, der in einem Tage mehrere Ld´or verdienen will, während seine Arbeiter so zu sagen Hunger leiden müssen. Längst ist es erwiesen, daß der Wohlstand eines Staates nicht darin besteht, daß er einige reiche Einwohner nachzuweisen hat, sondern darin, daß sämmtliche Einwohner ihr Auskommen haben."

    Neben dem zu geringen Verdienst rügten die Arbeiter, daß die Werften Ungelernte zu Billiglöhnen als "Schiffszimmerer" einstellten und dadurch die Löhne drückten. "Die Folgen hiervon...sind Haß und Verachtung gegen den Baumeister und der Gedanke an Aufruhr, Niederwerfen der Arbeit, Mißmuth des Familienvaters."

    Im Zuge der revolutionären Bewegung des Jahres 1848 hatten die Arbeiter aber nicht nur Forderungen nach garantierten Mindestlöhnen erhoben, sie forderten ebenfalls eine soziale Besserstellung, Arbeitszeitverkürzungen, Abschaffung der regelmäßigen Sonntagsarbeit und eine staatliche Hilfe für Arbeitslose.
  • In Geestemünde gibt es 15 Häuser mit 59 Personen, vorwiegend Schankwirten, Krämern und Handwerkern.


1849

  • Am 09. Februar beschied der Bremer Senat die Schiffszimmerleute in Bremerhaven, dass er ihrem Gesuch einen Mindestlohn festzusetzen nicht stattgeben könne und er auch nicht bereit sei zu verbieten, Ungelernte als Schiffszimmerleute einzustellen.
    "Mit Rücksicht auf die Konkurrenzverhältnisse benachbarter Schiffsbauplätze" sei der Senat nicht Willens durch Festsetzung einer Lohntaxe oder durch Qualifikationsvorschriften in das Gewerbe der Schiffbauer "störend" einzugreifen.
    Trotz der drohenden Töne der Arbeiter führte die abschlägige Antwort des Senats nicht zu einem Streik. Das gemeinschaftlich abgefasste Schreiben zeigt aber deutlich, dass die Arbeiter auf den Werften begannen, sich zu organisieren, um gemeinsam ihre Forderungen durchzusetzen.
  • Auf dem Gelände der Carlsburg wird das Auswandererhaus erbaut, in dem in damals vorbildlicher Weise die Auswanderer bis zur Abfahrt ihrer Schiffe Unterkunft fanden.


1850

  • Die Werft von Hermann Friedrich Ulrichs wird gegründet.
  • Der Kalkofen an der Batteriestraße in Lehe wird gebaut und der Leher Altmarkt wird angelegt.
  • Das bis dahin noch zu Geestendorf gehörende Geestemünde, wird selbständige Gemeinde.


1851

  • Beginn des Baus der Werft von Hermann Friedrich Ulrichs.
  • Geestemünde erhält eine Hafenordnung.
  • Bremerhaven erhält am 18. Oktober eine städtische Verfassung.
  • Die Schleuse zum Neuen Hafen (22m Durchfahrtsbreite) und der Neue Hafen werden dem Verkehr übergeben.


1852

  • An der nördlichen Geesteschleife wird eine dritte Brücke über die Geeste gebaut.
  • Bremerhaven vergrößert sein Gebiet durch den Ankauf von 124 Morgen Land.
  • In Bremerhaven bricht Ende Oktober Anfang November die Cholera aus.
  • Am linken Geesteufer gründen Schau & Oltmanns am 23. Dezember als erster Schiffbaubetrieb auf hannoverschem Gebiet eine Werft.
  • Die gute Auftragslage nötigte Franz Tecklenborg, sich mehrfach beim Bremer Senat um die Erweiterung des Werftgeländes zu bemühen. Da die Verhandlungen mit den Bremern nicht den gewünschten Erfolg zeigten schließen Franz Tecklenborg und die königlich-hannoversche Regierung am 23. Dezember einen Pachtvertrag über die Errichtung einer Dockanlage in Geestemünde ab. Die Pacht wird auf 99 Jahre festgelegt. Die jährliche Miete beträgt 660 Taler.


1853

  • Nach Abschluss des Pachtvertrages am 23. Dezember 1952 errichtet die Tecklenborg-Werft in diesem Jahr einen weiteren Betrieb im hannoverschen Geestemünde am südlichen Ufer der Geeste mit Beginn des Baus einer Doppeltrockendockanlage mit einer Länge von 87 bzw. 57 Metern. Die Einfahrtsbreite beträgt 13,02 Meter. Baukosten: 120 000 Taler.
  • Auf Veranlassung des Reeders Melchior Schwoon baut Simon Loschen den Wasserturm im Stadtpark Lehe.
  • Bei einer erneuten Cholera-Epidemie sterben um die Jahreswende 87 Einheimische und Auswanderer.
  • Im kleinsten Rahmen findet am 6. August die Grundsteinlegung für die Große Kirche in Bremerhaven statt. Der Bau war 1847 wegen Fundamentierungsschwierigkeiten eingestellt.


1854

  • Zwischen 1854 und 1855 erfolgte der Bau des Leuchtturmes am Neuen Hafen (36m hoch) nach Plänen des Architekten Simon Loschen, dem Erbauer der Großen Kirche.


1855

  • Fertigstellung der seit 1853 in Bau befindlichen Trockendockanlage der Tecklenborgwerft in Geestemünde, das zu Ehren König Georgs V. von Hannover den Namen "König-Georgs-Dock" erhält. Wegen seiner Größe und Stabilität galt es damals als technische Meisterleistung.
  • Tecklenborg errichtet ein Aufenthalts- und Wohnhaus für die bei ihm beschäftigten Arbeiter.
  • Auf der Werft von Schau & Oltmanns wird ebenfalls ein Trockendock gebaut. Die Firma führt nun als Aktiengesellschaft den Namen "Geestemünder Dockcompanie"
  • Bau der Norder-Lune-Schleuse (heute Altes Lunesiel).
  • Bau des Hoheweg-Leuchtturmes, ein Werk van Ronzelens.
  • Der Flecken Lehe hat 3751 Einwohner. Es gibt 510 Wohngebäude.


1856

  • Bau einer zweiflügeligen Drehbrücke mit "56 Fuß lichter Weite" über die Geeste.


1857

  • Die Rickmerswerft eröffnet auf Geesthelle (das 1856 von Lehe nach Geestemünde eingemeindet wurde) einen Werftbetrieb am rechten Geestufer.
  • Die Fa. Rickmers betreibt die Schule Geesthelle (bis 1867), da bei der Werft etwa 100 Familien angesiedelt wurden.
  • Auf den drei Geestemünder Werften Rickmers, Tecklenborg und Schau & Oltmanns und bei den Zimmermeistern Precht und Scheller treten Schiffszimmerer, Arbeiter und Gesellen zum ersten mal an der Unterweser in einen größeren Streik.
  • Die Geestebrücke an der Fährstraße wird eröffnet, die Prahmfähre wird eingestellt.
  • Mit dem Bau des Handelshafens in Geestemünde wird begonnen. Besondere Förderung des Aufbaues der hannoverschen Hafenstadt durch Minister von Borries und Regierungsrat Schönian.
  • In Bremen wird die Reederei „Norddeutscher Lloyd“ gegründet, gleichzeitig wird in Bremen und kurz darauf auch in Bremerhaven eine Reparaturwerkstatt eröffnet. Der Bremerhavener Betrieb ist für die Reparatur und Ausrüstung der Seeschiffe zuständig.


1858

  • Erste Erweiterung des Neuen Hafens.


1860

  • Ein Arbeiterbildungsverein nimmt seine Tätigkeit in Lehe auf.
  • Das Trockendock der Wenckewerft wird vergrößert und erneuert.
  • Beginn der Verbreiterung des Alten Hafens (bis 1862).


1861

  • Der Holzhafen nördlich des Alten Hafens wird zugeschüttet.


1862

  • Eröffnung der "Geestebahn“ (Eisenbahnlinie Bremen-Geestemünde-Bremerhaven) am 23. Januar. Die Bremerhavener Hafenanlagen erhalten Gleisanschluss.
  • Zwischen 1862 und 1863 erfolgt die zweite Erweiterung des Neuen Hafens.
  • Mit der schnell wachsenden Flotte des Norddeutschen Lloyd wird nach 1857 eine weitere, größere Werkstatt in Bremerhaven eröffnet. Die Werkstätten, lange als „Werkstattschuppen“ bezeichnet, befinden sich an der westlichen Seite des Alten Hafens bzw. am südlichen Ende des „Neuen Hafens“ und sind der eigentliche Ursprung des „Technischen Betriebes des Norddeutschen Lloyd“, der späteren Lloyd-Werft. Größere Reparaturen und Arbeiten am Unterwasserschiff werden in den an der Geestemündung liegenden Trockendocks von Lange, Ulrichs, Wencke und Tecklenborg durchgeführt. Da das Verholen vom Liegeplatz im Neuen Hafen, in dem sich auch die 1. Lloydhalle zur Passagierabfertigung befindet, in die Geestemündung nur bei Hochwasser und mit aufwendigen Manövern und Schlepperassistenz möglich ist, wird 1869 ein eigenes Trockendock im Neuen Hafen geplant.


1863

  • Einweihung des Handelshafens in Geestemünde am 21. Juli.
  • Die Tecklenborgwerft erwirbt am 30. September den Werftplatz auf dem Bremerhavener Ufer der Geeste für 13.214 Taler.


1864

  • Ab dem 23. Juli setzen die Schiffszimmerleute in einem 5tägigen Streik auf allen Werften in Bremerhaven und Geestemünde einen höheren Tariflohn durch. Streiks an der Unterweser werden durch die unterschiedlichen rechtlichen Verhältnisse begünstigt. Im Königreich Hannover (also in Geestemünde) sind Streiks gesetzlich verboten, im bremischen Bremerhaven dagegen nicht.


1865

  • Die Tecklenborgwerft beschäftigt rund 100 Schiffszimmerleute.


1866

  • In Geestendorf, dem Wohnort vieler Hafen- und Werftarbeiter, gründete der aus Tangermünde stammende Werftschlosser August Pagel in Geestendorf eine Ortsgruppe des "Allgemeinem Deutschen Arbeiter-Vereins" (ADAV), der 1863 von Ferdinand Lassalle ins Leben gerufen worden war. Die Gründung war genehmigungspflichtig. August Pagel gab als Zweck des Vereins an:
    "Vertretung der Interessen des Arbeiterstandes, eine ehrenhafte Beseitigung des Klassengegensatzes, die Durchsetzung des allgemeinen und direkten Wahlrechts auf gesetzlichem Wege, Bildung der Arbeiter und die moralische Hebung des Arbeiterstandes."
    Regierungsrat Schönian trat für die Genehmigung ein und bemerkte, daß ein solcher Verein auf den hiesigen Arbeiterstand, in welchem viel Roheit herrscht, eine vorteilhafte moralische Wirkung ausüben würde.


1867

  • Der Schiffbaumeister Lange hatte wegen Auftragsmangel 50 seiner Arbeiter entlassen und die übrigen auf Kurzarbeit gesetzt. Bei einem unerwartet eingehenden größeren Reparaturauftrag stellte Lange seine entlassenen Abeiter nicht wieder ein, sondern wandte sich an die Werftunternehmer Ulrichs und Rickmers, ihm Arbeiter zu leihen. Das ließen sich die Arbeiter nicht mehr gefallen. Sie traten unter der Führung des ADAV in den Streik und forderten Wiedereinstellung und eine Verkürzung der 10 1/2- bis 12stündigen Arbeitszeit um eine Stunde. August Pagel, dieser ehrlich, besonnene und rechtschaffene Arbeiterführer, appellierte an die "Menschenfreundlichkeit und Humanität der Arbeitgeber", da er genau wusste, wie groß das Risiko dieses Streiks war. Ein Streikrecht gab es nicht, der kaiserliche Staat betrachtete Streiks als illegal und stand immer auf der Seite der Unternehmer. Die Bremerhavener Arbeitgeber reagierten unerbittlich. Sie sperrten die Arbeiter aus und holten Streikbrecher aus Ostfriesland und von der Ostsee. Da die Streikenden so gut wie keine Unterstützung erhielten, herrschte recht bald bitterste Not in den Arbeiterfamilien. Im Juni 1867 endete dieser Streik an der Unterweser ohne den geringsten Erfolg für die Arbeiterschaft. Trotzdem gingen die Bemühungen um den Zusammenschluß der Arbeiter weiter.
  • Gründung der Sozialdemokratischen Partei in Geestendorf (Ortsgruppe des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins").
  • Erste Sitzung der Handelskammer am 18. Februar.


1868

  • Auch die Bauarbeiter versuchten inzwischen durch Arbeitskämpfe eine Aufbesserung ihrer Löhne zu erreichen. Nach einem viertägigen Streik in Geestemünde im Juli 1868 erhielten sie Erhöhungen von ca. einem Drittel ihres Lohnes.


1869

  • Am 4. Mai beginnt unter energischem Widerstand der Maurermeister ein allgemeiner Maurerstreik in den Unterweserstädten der eine Reihe von großen Bauten stillegt.
  • Erste Planungen für ein eigenes Trockendock des "Technischen Betriebes des Norddeutschen Lloyd" im Neuen Hafen.


1870

  • Durch den Bau der Kaiserhäfen, der Forts Brinkamahof und Langlütjen und durch die vielen Neubauten in den Unterweserorten setzte ab 1870 ein starker Zuzug von mecklenburgischen und schlesischen Arbeitern ein. Allmählich begann sich eine organisierte Arbeiterbewegung zu bilden.
  • Das Land Bremen beginnt mit der dritten Erweiterung des Neuen Hafens.
  • Die kleine Werkstatt der bremischen Reederei Norddeutscher Lloyd erwies sich, als die Flotte immer größer wurde, als viel zu klein. Mit der Erweiterung des Neuen Hafens wird daher auch gleich eine Maschinen- und Reparaturwerkstatt mit eigenem Trockendock an der Westseite des Neuen Hafens gebaut.


1871

  • Die Tecklenborgwerft kauft am 22. Mai den bislang gepachteten Dockplatz in Geestemünde.
  • Im Dezember ist das erste Dock des Norddeutschen Lloyd (NDL), ein Doppeldock nach Plänen des Leiters der Hafenbaudirektion Carl Friedrich Hanckes, an der Westseite des Neuen Hafens fertig. Auch die neu gebaute Werkstatt des Norddeutschen Lloyd wird im Dezember in Betrieb genommen.


1872

  • Am 18. Januar wird das neue Trockendock des Norddeutschen Lloyd mit dem Docken des Dampfers "Deutschland" eröffnet (121m lang, wurde 1881 um 19m verlängert).
  • Die Mitgliederversammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins an der Unterweser beschließt am 30. November, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) Bebels und Liebknechts beizutreten. Die SDAP der Unterweserorte und die immer stärker werdenden Gewerkschaften hatten zunächst ihre Schwerpunkte in den preußischen Gemeinden Geestendorf, Geestemünde und Lehe.
  • Mit Streiks erkämpften sich insbesondere die Werftarbeiter bessere Löhne und kürzere Arbeitszeiten.
  • In diesem Jahr beschließt Bremen ein drittes Hafenbecken, den „Kaiserhafen“, mit eigener Schleuse, der sogenannten „Kleine Kaiserschleuse“ zu bauen.
    Der Beginn des Baus vom "Kaiserhafen I" mit der Verbindungsschleuse sowie der kleinen Kaiserschleuse erfolgt noch in diesem Jahr.


1873

  • Die Hafenarbeiter in Bremerhaven bilden eine gewerkschaftsähnliche Lokalorganisation.
  • Von 5341 angemusterten Seeleuten auf bremischen Schiffen "desertieren" 966 - vor allem während des Aufenthaltes in den USA - wegen der harten, fast unmenschlichen Arbeitsbedingungen als Heizer und Kohlentrimmer und wegen ihrer trostlosen sozialen Verhältnisse.


1874

  • Der Allgemeine Arbeitgeberverband für Werften, Reeder und Stauereibetriebe wird in Bremerhaven gegründet.
  • 52 Maurer streiken beim Kaiserhafenbau gegen die Absprache der Unternehmer, Maurer nicht einzustellen, die andernorts ohne gesetzliche Kündigung aufgehört hatten.
  • Am Südende des Handelshafens in Geestemünde wird der Petroleumhafen durch Konsul W. A. Riedemann, den Begründer der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft eröffnet. Damit wird Geestemünde bedeutendster Petroleumhafen Deutschlands.


1875

  • An der Unterweser findet am 6. Juni die erste Versammlung von Anhängern der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) statt. Zu dieser Partei hatten sich im Mai in Gotha verschiedene Gruppen der Arbeiterbewegung zusammengeschlossen.
  • Auf der Tecklenborgwerft kommt es wegen Auseinandersetzungen um Lohnabzüge und Arbeitszeitregelungen wiederum zu einem Streik der Werftarbeiter, bei dem sich nun zum ersten mal überregionale Arbeiterorganisationen und Arbeitgeberverbände gegenüberstehen.
  • Eröffnung für den südlichen Teil des Kaiserhafens I am 12. Mai 1875.
  • Thomas-Katastrophe. Vor dem Lloyddampfer "Mosel" im Vorhafen des Neuen Hafens explodiert am 11. Dezember beim Verladen eine "Höllenmaschine". Man zählt 81 Tote und 50 Verletzte.