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Historie der Arbeitergeschichte und der Arbeit in der Region
Geschichte der Arbeiterbewegung in Bremerhaven

1989 – 2000

1989

  • In der Metallindustrie ist die Arbeitszeit ab 01. April um eine halbe Stunde auf 37 Stunden in der Woche verkürzt worden.

    Wegen der Pausenregelung war bei der Schichau-Seebeckwerft AG die Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung nur über ein Einigungsstellenverfahren regelbar. Die Absicht des Arbeitgebers, eine 15-minütige unbezahlte Frühstückspause einzuführen, wurde abgewährt. Zwar beträgt die Pause zukünftig 15 Minuten, davon werden jedoch 8 Minuten bezahlt. Bisher waren es 10 Minuten.
  • Streiks in mehreren Einzelhandelsgeschäften in der Fußgängerzone am Samstag, den 10. Juni. Die Gewerkschaft HBV hatte im Rahmen der aktuellen Tarifrunde zu Warnstreiks aufgerufen. Aktuelle Brisanz erhielt die Tarifrunde durch das beschlossene Gesetz zum "Dienstleistungsabend". Die HBV will versuchen, das Gesetz durch Tarifvertrag zu "unterlaufen".
  • Letzter Stapellauf vom Querhelgen der Unterweser-Werft am 20. Oktober.
  • In diesem Jahr kauft die Lloyd-Werft von Blohm + Voss ein Schwimmdock mit 35.000t Tragfähigkeit an, damit stehen der Werft insgesamt drei Docks zur Verfügung, wodurch die Flexibilität deutlich gesteigert wird.
  • Im September waren 11.484 Menschen (6.876 Männer und 4.608 Frauen) beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet.
  • In diesem Jahr begann die Schichau-Seebeckwerft damit, eine im Rahmen des Werftenverbundes abgestimmte Investition in die Tat umzusetzen. Der erste Bauabschnitt im Rahmen des Gesamtplanes, nämlich der Bau einer Schlosserei-Halle, war bereits abgeschlossen. Der Bau eines modernen Ausrüstungszentrums wurde im Dezember mit dem Richtfest begonnen. Die SSW wollte mit einer Investition von etwa 40 Mio. DM die innerbetriebliche Logistik, den Fertigungsablauf und die Energieerzeugung so rationalisieren, dass sie sich wieder der Spitzengruppe hochtechnisierter Schiffbaubetriebe zurechnen konnte. Das Zentrum besteht aus einem Zentrallager mit vollautomatischem Hochregal- und Kassettenlager, Werkstätten, einem Bereitstellungsterminal sowie dem Sozialbereich. Der Bereitstellungsterminal ist mit verschiebbaren Dächern ausgestattet, die den direkten Zugriff der Pierkrane auf die bereitgestellten Zulieferteile ermöglichen, somit kann der Kran Teile in einem Hiev zur Montage auf die im Bau befindlichen Schiffe setzen.

    Die Arbeit der Werker auf dem Helgen und im Baudock soll sich ändern. Wege zum Materiallager sollen zukünftig entfallen. Herzstück des neuen Ausrüstungszentrums ist das Zentrallager. Das Zentrallager ist zwölf Meter hoch und zwei Fußballfelder groß. In Zukunft soll sich nicht mehr der Mann zur Ware bewegen, sondern das Material zum Mann. Ein datenverarbeitungs-gesteuertes Lagerführungssystem soll einen optimierten Warenfluß ermöglichen. Die elektronisch gesteuerte Förderanlage soll die Teile auf die Bereitstellungsebene bringen, wobei eine Automatik das Gewicht und die Konturen der Ware kontrollieren soll. Zur festgesetzten Zeit soll die Gitterbox an den Arbeitsplatz des Werkers gefahren werden. Anläßlich des Richtfestes bedankte sich Werftdirektor Josef Klar bei Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer für die 25 Mio. DM öffentliche Förderung zur Strukturverbesserung.

    Weiterhin wurden in den technischen und käufmännischen Büros in verstärktem Maße Bildschirm-Arbeitsplätze eingerichtet und verbund-einheitliche Software eingeführt. Das CAD/CAM-Trainingszentrum der Werft wurde mit acht Arbeitsplätzen eröffnet. Computereinsatz bei der Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Schiffen gab es bereits. Mit einer neuen Software konnten Mitarbeiter aus der Konstruktionsabteilung sich nun Daten aus dem Vulkan-Werftenverbund auf den Bildschirm rufen und weiterverarbeiten. Vernetzung in der Datenverarbeitung wurde möglich. Nur mit Tastatur und Maus wird an farbigen Bildschirmen gearbeitet, und alle Konstruktionsdetails können als dreidimensionales Produktmodell bearbeitet werden.
  • In diesem Jahr wurde die Belegschaft der Schichau-Seebeckwerft von 2.798 auf 2.466 Arbeitnehmer reduziert.
  • Zum Ende des Jahres hin zählt die IG Metall Verwaltungsstelle Bremerhaven 10.313 Mitglieder.


1990

  • Im Arbeitsamtsbezirk Bremerhaven waren Ende des 1. Quartals 11.269 Arbeitslose gemeldet, was einer Quote von 15,9% entspricht. Zum Ende des 3. Quartals sank sie auf 11,7%.
  • Die Bremerhavener SPD wird 100 Jahre alt.
  • Zum Ende des Jahres hin zählt die IG Metall Verwaltungsstelle Bremerhaven 10.371 Mitglieder.


1991

  • Am 9. Januar stirbt der ehemalige Bezirksvorsitzende der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden Bremerhaven-Wesermarsch, August Kröger, im Alter von 67 Jahren.
  • Am 14. Januar beschließt die Deutsche Seefischerei GmbH Bremerhaven, ihre beiden Fangschiffe „Bürgermeister Smidt“ und „Geestemünde“ an die „Deutsche Fischfang-Union GmbH“ in Cuxhaven zu verkaufen.
  • Anlässlich des am Vortage ausgebrochenen Krieges am Persischen Golf kommt es am 18. Januar zu Demonstrationen, kurzfristigen Arbeitsniederlegungen und ähnlichen Aktionen im ganzen Stadtgebiet.
    Am 26. Januar findet eine erneute Demonstration statt, diesmal auf dem Leher Altmarkt und vor der Amerikanischen Carl-Schurz-Kaserne, mit etwa 10.000 Teilnehmern.
  • Am 08. Februar wird das „Lotte-Lemke-Haus“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eingeweiht. Die Altenwohnanlage wurde auf dem Gelände des ehemaligen Betriebshofes der Verkehrsgesellschaft Bremerhaven an der Eckernfeldstraße errichtet.
  • Im Zuge bundesweiter Tarifauseinandersetzungen kommt es am 12. März bei den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Bremerhaven zu einem stundenweisen Warnstreik von etwa 500 Mitarbeitern. Tags darauf wird der Warnstreik auf rund 1000 Mitarbeiter ausgeweitet.
  • Im März wird im Kaiserhafen mit dem Abbruch des ehemaligen Frigus-Kühlhauses begonnen.
  • Am 30. März wird das Haus Hafenstraße 227 von 17 Personen der Autonomen Szene besetzt. Die Besetzer protestieren gegen die Wohnungsnot und fordern ein selbstverwaltetes Kulturzentrum. Das leerstehende, dem Magistrat gehörende Haus wird nach wenigen Stunden von der Polizei geräumt.
  • Die letzte Bremerhavener Fischmehlfabrik Seelhoff & Co. stellt ihre Produktion zum 01. April ein.
  • Der Großmarkt C+C Handelshof hat, nach Auslaufen des Mietvertrages, sein Gebäude in der Barkhausenstraße zu Anfang April geräumt und ist vollständig in die Debstedter Filiale gezogen.
  • Die neuen Räumlichkeiten der Fischfeinkost GmbH Nadler an der Straße am Lunedeich werden am 19. April offiziell eröffnet. Nadler war zuvor in der Maifischstraße ansässig.
  • Am 23. April beginnen die Umbauarbeiten an der Packhalle IV, am Kopf des Fischereihafens I. Die Halle wird im Zuge der Tourismusförderung zu einem „Schaufenster Fischereihafen“ umgestaltet.
  • Bei der Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Tag der Arbeit am 1. Mai liegt die Zahl der Teilnehmer deutlich unter der der letzten Jahre.
  • Im Zuge von Tarifverhandlungen in der Metallindustrie ruft die IG Metall auf Werften und in metallverarbeitenden Betrieben in Bremerhaven zu anderthalbstündigen Warnstreiks auf.
  • Am 21. Mai demonstrieren 1.500 Arbeitnehmer der Schichau-Seebeckwerft in der Georgstraße gegen die Streichung der Werfthilfen durch die CDU/FDP-Bundesregierung. 300 Werftarbeiter der Motorenwerke und 500 Kollegen der Lloyd-Werft folgten ebenfalls dem Aufruf der IG Metall. Auf der Kundgebung auf der Georgstraße sagte Detlef Meyer, Leiter des Vertrauensleutekörper der SSW, die Werft habe fest mit Auszahlung von 20 Mio. DM Schiffbauhilfe gerechnet. Ohne sie gebe es keine Anschlußaufträge mehr.

    Am 30. August demonstrierten erneut 4.000 Arbeiter und Angestellte gegen den Abbau der Werftenhilfe. Während der Kundgebung in der Stadthalle schlug Staatssekretär Bernd Neumann (CDU) und FDP-Fraktionsgeschäftsführer Manfred Richter eine Welle von Aggressivität entgegen. Mit Transparenten, Signalhörnern, Trommeln aus Blecheimern, Buhrufen, Pfiffen und Pappnasen machten die Werftarbeiter ihrem Unmut und ihrer Enttäuschung Luft.
  • Zum Ende des dritten Quartals beträgt die Arbeitslosenquote in der Stadt Bremerhaven 13,5%.


1992

  • Die "Nordische Maschinenbau Rud. Baader GmbH und Co. KG" kauft die Bremerhavener Maschinenfabrik "Schlotterhose GmbH & Co KG". Das 1906 gegründete Unternehmen war führend im Bau von Fischmehlanlagen.
  • In diesem Jahr wurden die Tarifverträge für das Heizung-Klima-Sanitär Handwerk in Bremerhaven gekündigt. Neue Tarifverträge konnten nicht abgeschlossen werden. Dieses Gebiet ist seit dem für die Beschäftigten tariflos.


1993

  • Gegen den Arbeitsplatzabbau demonstrieren Werftarbeiter am 6. August mit 2.000 Demonstranten. Die Angst der Arbeiter ging dahin, daß sie befürchteten, dass mit dem beabsichtigten Bau einer Werft Meerestechnik Wismar für 0,5 Mrd DM durch den Bremer Vulkan, der Werftstandort Bremerhaven aufgegeben werden sollte. Dort plant der Vulkan den Bau einer der modernsten Werften der Welt. In der Presse wurde Hennemann stark kritisiert. Er rüste die Meerestechnik Wismar mit einer halben Millarde DM auf, um den Kampf mit den Giganten Japan und Korea aufzunehmen, vergesse dabei aber, daß der Vulkan seine Kraft immer noch aus den öffentlichen Mitteln des Landes Bremen sauge. Es mache keinen Sinn, einen hart umkämpften Markt für Tanker und Bulker erobern zu wollen, wenn dabei ein bereits eroberter Markt verlore gehe. Auf dem Spezialistenmarkt für Kreuzliner und Fähren hat die Schichau-Seebeckwerft bislang einen guten Platz.

    Betriebsrat und Vertrauensleute der SSW kritisierten, daß der Vulkan zwar bereit sei 500 Mio. DM in die Neuerwerbung MTW zu investieren, gleichzeitig aber Entscheidungen über erforderliche Investitionen hinter der Doppelschleuse hinauszögere. Vordringlich wäre ein Dock, in dem Schiffe bis zur Panmax-Breite von 32 m gebaut werden könnten.

    Schiffahrtsexperten sprachen wieder einmal davon, daß die Werft das Jahr 1994 nicht überleben würde. Nach Protesten und Forderungen aus der Belegschaft versprach Dr. Jürgen Gollenbeck ein Ingenieurbüro mit der Planung eines Panmax-Docks zu beauftragen. Für den Schleusenausbau als Voraussetzung zum Dock-Bau setzten sich auch der Magistrat von Bremerhaven und die die oppositionelle CDU ein.

    Die "Schichau Seebeckwerft AG" verfügt zu dieser Zeit über einen Helgen für Schiffe von bis zu ca. 210m Länge und ca. 30m Breite und ein Baudock für Schiffe bis ca. 26.000tdw. In drei räumlich getrennten Schiffsreparatur-Betrieben der Werft befinden sich insgesamt vier Schwimmdocks.
    80% des Eigenkapitals der Werft in Höhe von 24 Mio. DM befinden sich im Besitz der Bremer Vulkan AG. Der Jahresumsatz der Werft beträgt ca. 600 Mio. DM.


1994

  • Das Speichergebäude des ehemaligen Mühlenwerkes von „Segelken & Zachar“ in der Van-Ronzelen-Straße 18 am Alten Hafen wird von privaten Investoren für 6 Millionen DM zu der Erlebnisbrauerei „Koggenbräu“ mit Gastronomie und Außenterrasse umgebaut. Für das neue Brauhaus wird das Innere der viergeschossigen Halle entkernt und die Raumaufteilung komplett geändert. Ab 1994 wird hier in drei großen Kupferkesseln Bier gebraut.
  • Am 8. Dezember erfolgt die Verabschiedung Wilfried Segebades als 1. Bevollmächtigter der IG Metall Bremerhaven. Ihm folgt Karsten Behrenwald. Der gelernte Maschinen- und Anlagenmonteur aus Rostock war Betriebsratsvorsitzender des Dieselmotoren-Werkes und seit 1993 Schwerpunkt-Sekretär für Wohnbereichsarbeit bei der IG Metall Bremerhaven.
  • Demonstration gegen die Streichung des Schlechtwettergeldes.


1995

  • Nach politischer und öffentlicher Kritik im Frühjahr prüft der Rechnungshof der Freien Hansestadt Bremen die Haushalts- und Wirtschaftsführung von Arbeiter- und Angestelltenkammer. Die beiden Kammern sind gefordert, Umstrukturierungen vorzunehmen.
  • Ab dem 4. September konzentriert sich die Lloyd-Werft auf die Endausrüstung der 250m langen und vom Bremer Vulkan kommenden "Costa I", dem größten jemals in Deutschland gebauten Passagierschiff. Die "Costa" hat 75.051 BRZ und Platz für 2464 Passagiere.
  • Aufgrund von 18% Arbeitslosenquote demonstriert die IG Metall für eine aktive Arbeitsmarktpolitik.
  • Zum 31. Dezember schließt die Traditionsfirma „Hans Seebeck Maschinenbau - Eisenbau GmbH“. Die meisten Beschäftigten werden vom Unternehmen J.H. Kramer übernommen.
  • Jubiläumsfeier zur 50. Wiedergründung des DGB.


1996

  • Im Februar demonstrierten 19.000 Beschäftigte des Vulkan-Konzerns für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Größte Veranstaltung war die gemeinsame Betriebsversammlung der acht Bremerhavener Vulkan-Betriebe mit knapp 3000 Beschäftigten. Zentrales Thema der Veranstaltung war die Aufforderung an die Banken, einen Kredit in Höhe von 220 Mio. DM an den Vulkan auszuzahlen, um den Konzern vor dem drohenden Konkurs zu retten.

    Am 22. Februar demonstrierten ca 20.000 Bremerhavener unter dem Thema "Bremerhaven muss Werftenstandort bleiben" für den Erhalt der Werften. Der Vulkan bebte und ganz Bremerhaven wurde wachgerüttelt. Unbezahlte Rechnungen von über 220 Millionen DM und ein weiterer Liquiditätsbedarf von rund 2,3 Milliarden Mark haben die Bremer Vulkan AG in den Vergleich getrieben. Einstimmig billigte am 21. Februar der Aufsichtsrat den Vergleichsantrag. Neben der Konzernholding beantragte auch die zum Verbund gehörende Bremerhavener Schichau Seebeckwerft AG den Vergleich. Zum Vergleichsverwalter für Bremerhaven bestellte das Amtsgericht den Düsseldorfer Steuerberater Wolfgang van Betteray.

    Im Mai war der Anschlusskonkurs für die Vulkan-Konzernzentrale in Bremen sowie die Tochtergesellschaften Vulkan Schiffbau Verbund GmbH, Vulkan Werft GmbH und die Schichau Seebeckwerft endgültig nicht mehr abzuwenden.

    Trotz einiger konkursbedingter Zwangspausen konnte Mitte Februar die Werftprobefahrt der "Costa" auf der Lloyd-Werft durchgeführt werden. Am 4. Juli konnte die Costa 1 dann ihre 2. Probefahrt vor Norwegen absolvieren. Parallel dazu lief das Konkursverfahren des Bremer Vulkan und damit auch der Lloyd Werft. Mit ihrer Zustimmung zum Vergleich eröffneten die Gläubiger dem Umbau- und Reparaturspezialisten eine neue Perspektive.

    Die Lloyd-Werft überlebt aufgrund ihrer stabilen Auftragslage mit Hilfe der Transfergesellschaft "mypegasus" und wird in der Folge selbständig. Die reduzierte Belegschaft musst erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen. Zukünftig muss die Werft mit 400 Mitarbeitern auskommen.

    Im September 1996 trennten sich die Schichau-Seebeckwerft und die Lloyd Werft endgültig vom Bremer Vulkan.
  • Im Sommer sind in Bremerhaven 10.851 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 20,5%. Im Oktober sinkt die Quote auf 20%.
  • Im September sind in der IG Metall Bremerhaven 9.029 Kolleginnen und Kollegen organisiert. Im November sind es nur noch 8.741.


1997

  • Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Volkshochschule.
  • Im Januar sind in Bremerhaven 11.222 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 21,2%. Im September sinkt die Zahl auf 10.737 (20,6%).
  • Im Januar sind in der IG Metall Bremerhaven 8.674 Kolleginnen und Kollegen organisiert.
  • Im November erhält die Lloyd-Werft den bisher größten Einzelauftrag ihrer Geschichte. Für 500 Millionen DM soll die Werft einen luxuriösen Kreuzfahrer für die Norwegian Cruise Line bauen. Dabei geht es um die Fertigstellung des Costa II-Rumpfes, der auf der in Konkurs gegangenen Bremer Vulkan-Werft hergestellt worden ist. Vom 7. März 1998 bis zum August 1999 wird dann der Schiffsrumpf der ehemaligen Costa II unter der Projektnummer 108 zum Kreuzliner "Norwegian Sky" ausgerüstet.
  • Nach dem Vulkan-Desaster hat sich die Lloyd-Werft als Spezialist für Umbau und Reparaturen zum zur Zeit wichtigsten Schiffbaubetrieb in der Region entwickelt. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen beschränkt die Werft sich allerding snur noch auf die Stamm-Gewerke Maschinen-, Schiff- und Rohrbau sowie Schweißerei. Alle übrigen Arbeiten werden an Handwerksbetriebe als Zulieferer überwiegend aus der Region aber auch auch aus der ganzen Republik und dem europäischen Ausland vergeben. Der Personalbestand hat sich dadurch von rund 1000 zu Vulkan-Zeiten auf jetzt 430 Beschäftigte reduziert.
  • In diesem Jahr gelingt es der IG Metall bundesweit, den Versuch der Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie, die Umsetzung der per Gesetz verschlechterten Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in die Tarifverträge zu verhindern. Gegen die Koalition von Bundesregierung und Arbeitgeberverbänden gelang es der IG Metall und ihren kämpferischen Mitgliedern die 100%ige Lohnfortzahlung zu sichern.
  • Das Unternehmen "Nordsee" wird an die englische Investment-Firma Apax verkauft. Apax zerschlägt "Nordsee" in die Bereiche Tiefkühlfisch (später "Frozen Fish"), Fischhandel ("Deutsche See") und die Restaurants, die weiter "Nordsee" hießen.
  • Nach politischer und öffentlicher Kritik im Jahre 1995 waren die Arbeiter- und Angestelltenkammer gezwungen Umstrukturierungen durchzuführen. 1997 diskutieren die beiden Kammern über Kooperationsmöglichkeiten und auch das Thema Zusammenschluss kommt wieder auf den Tisch. Während die Arbeiterkammer sich dafür ausspricht, schließt die Angestelltenkammer eine sofortige Fusion jedoch weiterhin aus.


1998

  • Im Februar sind in Bremerhaven 11.578 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 22,2%. Im Sommer beträgt die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen 10.531 (20,4%). Gegen Ende des Jahres sinkt die Quote auf 18,1%.
  • Die IG Metall Bremerhaven hat zu Beginn des Jahres 8.282 Mitglieder.
  • Im Februar steigt die deutsch-britische Kapitalgesellschaft "Bridgepoint" mit der Beteiligungsgesellschaft "NatWest Equity Partners", die zur Londoner National Westminister Bank-Gruppe gehört, mit 21 Millionen Mark mit 70% als Hauptgesellschafter in die Lloyd-Werft ein. Damit steht die Werft wieder finanziell auf sicheren Füßen. Die restlichen 30 % halten die Geschäftsführer Werner Lüken und Dieter Haake.
  • Durch die drastisch gesunkenen Beschäftigtenzahlen in der Bekleidungsindustrie beschloss der 3. außerordentliche Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Textil Bekleidung (GTB) im Oktober 1997 die Auflösung der GTB zum 30. Juni 1998. Die Delegierten stimmten für eine Integration der Textil- und Bekleidungsbranchen in die IG Metall, die ihren Zuständigkeitsbereich durch Satzungsänderung auf die Textil- und Bekleidungswirtschaft ausdehnte. Dies tat die IG Metall auf ihrem 4. außerordentlichen Gewerkschaftstag am 11. Oktober 1997 als sie ebenfalls die Integration beschloss. Für die IG Metall Bremerhaven bedeutete dies die Aufnahme von 217 GTB Mitgliedern zum 30. April 1998.
  • Die "Schichau Seebeckwerft AG" kommt als Neugründung aus dem Konkurs und trägt ab dem 1. Mai den Namen "SSW Fähr- und Spezialschiffbau GmbH". Der bisherige Reparaturbetrieb, in einem anderen Becken der Fischereihäfen, wurde als Bremerhavener Dockgesellschaft (BREDO) verselbstständigt.
  • Hauptrednerin auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai in der Bürger ist die stellvertretende DGB Bundesvorsitzende Ursula Engelen-Kefer.
  • Mitte September kauft die Lloyd-Werft den ehemaligen AG-Weser Schwimmkran "SK 1" und einen Drehkran von der ehemaligen Rickmers-Werft.
  • Kundgebung des DGB vor der großen Kirche "Gegen soziale Kälte und Massenarbeitslosigkeit".


1999

  • Im Januar beginnt die Lloyd-Werft mit der 3. Schiffsverlängerung für NCL. Bis zum 1. April wird die "Norwegian Majesty" um fast 34 Meter auf 207,10 Meter verlängert (vorher wurden bereits die NCL-Kreuzfahrtschiffe "Norwegian Wind" und "Norwegian Dream" um 40m verlängert). Das Schiff verfügt jetzt über 731 Passagierkabinen, 203 mehr als vor dem Umbau.
    Zeitlich parallel dazu und zum Fertigbau der "Norwegian Sky" erfolgt für 40 Mio. DM die Modernisierung der "Birka Prinzess". Haupt- und Hilfsmaschine erhalten eine Abgasreinigungsanlage. Auch die Feuerlöschanlage des Schiffes wird vollständig erneuert. Neben 75 neuen Kabinen erhält die "Birka Prinzess" eine neue über zwei Etagen reichende Panorama-Lounge.
  • Im März sind in Bremerhaven 10.363 Menschen arbeitslos gemeldet - dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 20,1%. Im Februar betrug sie noch 20,5%. Im Mai sinkt sie auf 19,8% und im September auf 18,7% (9.470 Arbeitslose).
  • Aus einer Beschäftigtenumfrage der IG Metall Bremerhaven und der Universität Bremen wird deutlich, dass die Beschäftigung in den 23 wichtigsten Bremerhavener Metallindustriebetrieben seit 1989 von 6.392 auf 2.513 Beschäftigten gesunken ist. Knapp 60% der Arbeitnehmer verloren im Zeitraum von 10 Jahren ihren Arbeitsplatz. Von den verbleibenden 2.513 Beschäftigten sind zur Zeit noch ca. 20% befristet und es ist zu befürchten, das ein großer Teil dieser Arbeitsverhältnisse ohne weitere Verlängerung in 1999 beendet wird.
  • Die IG Metall und die Betriebsräte der Autoumrüstungsbetriebe Harms, Mosolf und Baecker kritisieren den Abzug des Daewoo-Autoimports aus Bremerhaven und die Neuansiedlung des Geschäftes durch die Firma Egerland in Bremen Vegesack auf dem Gelände des ehemaligen Bremer Vulkans mit finanzieller Unterstützung des Landes. Es sei falsch, das mit öffentlichen Geldern Kerngeschäfte Bremerhavens nach Bremen und damit Arbeitsplätze aus dieser Region verlagert werden. Die Befürchtung sei naheliegend, das andere Autoimporteure, die gleichen günstigen Konditionen verlangen. Dies hätte dann wiederum zur Folge, dass in den drei Bremerhavener Umschlagsfirmen der künstliche Preisvorteil Bremens auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden könnte.
  • Nach zwei Aktionstagen an der Küste, an denen sich über 100.000 Beschäftigte beteiligten, wurde Ende Februar zwischen der IG Metall Küste und den Arbeitgeberverbänden im Nordverbund ein Ergebnis für die Metall- und Elektroindustrie erzielt. Demnach steigen die Einkommen der Beschäftigten ab dem 1. März um 3,2%. Für Januar und Februar gibt es einen Einmalbetrag in Höhe von 350,- DM. Für das Jahr 1999 erhalten die Beschäftigten zusätzlich als Einmalzahlung 1% ihres Jahresentgeltes.
    Gleichzeitig konnte der Versuch der Arbeitgeber, Öffnungsklauseln und ertragsabhängige Einkommensbestandteile einzuführen, ein Angriff auf das Weihnachtsgeld und eine Abkopplung Mecklenburg-Vorpommerns vom Ergebnis Küste abgewehrt werden.
  • Die DGB-Kundgebung am 1. Mai findet wieder um 10 Uhr vor der Großen Kirche in der Bürger statt. Vor der Kundgebung trafen sich die beiden Demonstrationszüge am Ernst-Reuter-Platz (Lehe-Hafenstraße) und am Konrad-Adenauer-Platz (Geestemünde-Neumarkt) um zur anschließenden Kundgebung vor der "Großen Kirche" aufeinanderzutreffen.
  • Im Frühjahr haben die beiden Vollversammlungen der Angestelltenkammer des Landes Bremen und der Arbeiterkammer des Landes Bremen die Fusion nach dem Bremischen Arbeitnehmerkammergesetz beschlossen. Das Gesetz räumt den Kammern das Recht ein, sich durch übereinstimmenden Beschluss zu einer Arbeitnehmerkammer zusammenzuschließen. Von der Landespolitik wird nun erwartet, das bei der angekündigten Novellierung des Kammergesetzes diese Beschlüsse berücksichtigt werden, so dass im Jahr 2000 eine gemeinsame Selbstverwaltung gewählt werden kann.
  • Nach langen zähen Verhandlungen wurde Ende Mai für die Textil- und Bekleidungsindustrie ein Tarifabschluss erzielt. Demnach gibt es für die Beschäftigten für die ersten drei Monate eine Einmalzahlung in Höhe von 200,- DM. Danach gibt es eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 3,1%. Diese wird für die Bekleidungsindustrie am 1. August und bei Textil am 1. September wirksam. Laufzeit ist bis zum 31. August 2000. Die Anrechnungsmöglichkeit von 1,5 Std. pro Krankheitstag bei der Entgeltfortzahlung wird ab dem 1.1.2000 ersatzlos gestrichen.
  • Ende Juni wird die alte Rohrbau-Werkstatt auf dem Gelände der Lloyd-Werft abgerissen. An gleicher Stelle entsteht für mehrere Millionen Mark eine neue, größere Halle. Nach Modernisierungen in den Bereichen Maschinenbau und Schiffbau wird ins dritte der fünf Gewerke investiert, die die Lloyd-Werft als Kernbereiche erhalten will. Das gesamte Investitionsprogramm für die Gewerke beläuft sich auf knapp 20 Millionen Mark. Als nächstes steht die Modernisierung der Docks auf dem Programm, auch mit Blick auf zu erwartende Umweltschutzauflagen.
  • Im Sommer stagnieren die Tarifverhandlungen zwischen der IG Metall und dem Landesinnungsverband Niedersachsen für das Kfz-Handwerk Bremerhaven. Die IG Metall fordert eine Lohnerhöhung von 3,2%. Nach den ergebnislosen Terifverhandlungen am 22. April und der Forderung der Arbeitgeber eine Tariferhöhung davon abhängig zu machen, dass zukünftig für Neueingestellte der wesentlich schlechtere Tarifvertrag von Niedersachsen gelten soll, haben die Beschäftigten bereits mit zwei Warnstreiks (am 07. Mai und am 14. Juni) ihrem Unmut Luft gemacht. Daher ruft die IG Metall im Juli zum dritten Warnstreik auf. Dieser wird als Marsch durch Bremerhaven, entlang der Hauptstraße, der B6, die durch die Stadt führt und an der viele betroffene Autohäuser liegen, durchgeführt.

    Der wachsende Zorn der Beschäftigten über die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber scheint sich indes positiv auf die Anzahl der Streikenden auszuwirken. So versammelten sich bei schönstem Sonnenschein über 250 Kolleginnen und Kollegen aus sieben Autohäusern an der Eisenbahnbrücke Ecke Langener-Landstraße/Cherbourger Straße. Von dort aus Richtung Gewerkschaftshaus in der Friedrich-Ebert Straße bis nach Wulsdorf ging die Route. Vor jedem Autohaus an der Strecke wurde Rast gemacht. Auch an Autohäusern, die nicht am Warnstreik beteiligt waren. Dieses führte in einigen Betrieben zu nervösen Geschäftsführungen. Hastig wurden schwere Rolltore zugeschoben, andernorts sogar die Eingangstüren verriegelt. Offensichtlich fürchteten sie den Informationsaustausch ihrer Beschäftigten mit den Streikenden. Auf geradezu groteske Weise kam so das eine oder andere Gespräch durch dicke Gitterstäbe zustande. Eine längere Pause wurde am Haus des Handwerks eingelegt bevor sich der Zug wieder Richtung Wulsdorf zum Zielpunkt, dem Autohaus Dörk aufmachte. Nach 15 Kilometern und etlichen Fußblasen gab es noch eine kurze Abschlussrede des Gewerkschaftssekretärs Hans-Werner Schmolke, bevor die Streikenden mit Bussen wieder zum Ausgangspunkt der Demonstration zurückgebracht wurden.

    Auf Initiative des IG Metall Handwerkssekretärs Norbert Heimberg, war mitte August ein Vier-Augen-Gespräch zwischen ihm und dem Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, Kolle, anberaumt worden, um Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu bringen. Beide Seiten waren bemüht, eine Lösung für den nun seit sechs Monaten andauernden Konflikt zu finden. Nach Einschätzung der beiden Verhandlungsführer, sind sie in diesem Gespräch einem Kompromiss sehr nahe gekommen.
    Im Spätsommer gelingt dann der Durchbruch. Die Metaller erzwingen ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Alle Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen werden sogar rückwirkend zum 1. Juni erhöht. Und das Wichtigste: Der Versuch der Arbeitgeber, die Bremerhavener Tarife für neue Beschäftigungsverhältnisse zu unterlaufen, wurde abgewehrt.
  • Der "Neue Schmalzried", so wirbt das Geestemünder Autohaus an der Stresemannstraße nach der Übernahme durch einen neuen Besitzer und einem neuen Geschäftsführer, der gleichzeitig am Unternehmen beteiligt ist. Was unter diesem Motto zu verstehen ist, bekamen die Beschäftigten des Autohauses während der Tarifauseinandersetzungen im Kfz-Handwerk Bremerhaven im Sommer zu spüren. Während die streikenden Beschäftigten der anderen Autohäuser mit ihrem Demonstrationszug am "Neuen Schmalzried" ankamen, um die dortigen Kolleginnen und Kollegen einzusammeln, hatte der neue Geschäftsführer seine Mitarbeiter eingesperrt, indem er das große Eisentor abschließen ließ und die Beschäftigten massiv bedrohte, nicht an dem Warnstreik, zu dem die IG Metall aufgerufen hatte, teilzunehmen. Nach seiner Aussage wollte er seinen Betrieb schützen. Auch zu der anstehenden Betriebsversammlung erhielt der zuständige Gewerkschaftssekretär Norbert Heimberg Hausverbot. "Jetzt wissen wir auch, wovor Herr E. seinen Betrieb schützen wollte", so Heimberg. "Vor gesetzlichen, demokratischen Rechten, vor gewerkschaftlichem Einfluss bei den im Betrieb Beschäftigten und vor betriebsverfassungsrechtlichen Bestimmungen."
  • Im August wird die "Norwegian Sky" von der Lloyd-Werft erfolgreich an die Reederei NCL abgeliefert.
  • Ende August trifft die gerade vorher auf der Lloyd-Werft verlängerte Norwegian Dream noch einmal notgedrungen in Bremerhaven zur Reparatur ein. Im Kanal bohrte sich das Schiff in die Backboardsseite eines Containerfrachters. Vom ausragenden Vordersteven des Kreuzliners ist nichts mehr übrig geblieben.
  • Im September feiert das Kaiserdock I sein hundertjähriges Bestehen. Fast genau solange hat es samt Maschinenhaus weitgehend im Originalzustand funktioniert. Nun wird das Innenleben mit den alten Dampfmaschinen verschrottet und neue, zeitgemäße Technik installiert.
  • Im September kann die Lloyd-Werft den Neubauauftrag "Projekt Sun" von der Norwegian Cruise Line (NCL) für die "Norwegian Sun" im Wert von 650 Millionen Mark an Land ziehen. Dieser Auftrag verschafft der Werft eine Grundauslastung bis zum 31. August 2001.
  • Am 3. September stellt der Sanitär- und Heizungsbetrieb Lilienthal und Mahnken beim Amtsgericht Bremerhaven einen Insolvenzantrag. Belegschaft und Betriebsrat des Handwerksbetriebes wurden erst am Tag der Antragstellung informiert. Als Insolvenzverwalter wurde Herr Spötter bestellt, der als rigoroser Abwickler gilt. Die IG Metall versucht mit engagierten Kollegen Modelle zu entwickeln, den Betrieb fortzuführen, jedoch ohne Erfolg. 50 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze. Auf Initiative der IG Metall werden die 17 bestehenden Ausbildungsverhältnisse in anderen Unternehmen fortgeführt.
  • Im Oktober sind 7.968 Mitglieder in der IG Metall Verwaltungsstelle Bremerhaven organisiert. Zu Beginn des Jahres waren es noch 8.164.
  • Im November modernisiert die Lloyd-Werft die Kreuzfahrtschiffe "Queen Elisabeth 2", "Royal Viking Sun" und "Vistafjord" für die Cunard-Line.
  • Am 5. November findet der erste europaweite Werftenaktionstag unter dem Motto "Arbeit für die Werften - Zukunft für Europa" statt. Auch in Bremerhaven treffen sich alle Werftarbeiter um 11 Uhr am Museumshafen zur ersten Demonstration der IG Metall nach der Vulkan-Pleite. Gemeinsam mit den Werftarbeitgebern hatte die IG Metall zu der Demonstration gegen die Verdrängungspolitik Koreanischer Werften im Weltschiffbau-Markt aufgerufen.
    Werner Lüken, Geschäftsführender Gesellschafter der Lloyd Werft, erklärte auf der Veranstaltung, daß jetzt das Preisdumping der Koreaner sogar eine Gefahr für den Kreuzfahrtschiffbau sei. Alleine die südkoreanische Daewoo-Werft könne in ihren neun Docks jährlich zur Zeit mehr Schiffe bauen als alle 40 deutschen Werften zusammen. Begünstigt durch IWF-Kredite in Höhe von 40 Mrd. Mark könnten die koreanischen Werften Schiffe praktisch zu Materialpreisen anbieten, so Lüken weiter.

    An den deutschen Standorten waren mehr als 20.000 Werftbeschäftigte aufgerufen. In ganz Europa beteiligten sich etwa 200.000 Beschäftigte in neun Ländern.
  • Im Dezember schließt das Traditionskaufhaus Horten in der Bürger nach 35 Jahren.


2000

  • Im Februar sind in Bremerhaven 9.932 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 19,6%.
  • Durch die Integration der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) in der IG Metall zum 1. Januar dieses Jahres und dem damit verbundenen Mitgliederübertritt hat die IG Metall Bremerhaven wieder die achttausender Grenze überschritten. Zu Beginn des Jahres hat die IG Metall Verwaltungsstelle Bremerhaven 8.203 Mitglieder.
  • Die DGB-Kundgebung am 1. Mai findet wieder um 10 Uhr vor der Großen Kirche in der Bürger statt. Vor der Kundgebung trafen sich die beiden Demonstrationszüge am Ernst-Reuter-Platz (Lehe-Hafenstraße) und am Konrad-Adenauer-Platz (Geestemünde-Neumarkt) um zur anschließenden Kundgebung vor der "Großen Kirche" aufeinanderzutreffen.
  • Angesichts der Zunahme von Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistischer Gewalt wird in ganz Deutschland am 9. November, dem Gedenktag der Reichsprogromnacht, zu Demonstrationen aufgerufen.
    In Bremerhaven hat ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Verbänden, Initiativen und Parteien unter dem Motto "Für Demokratie und Toleranz" zur Teilnahme an einer Menschkette durch das Stadtgebiet aufgerufen. Schirmherr der Aktion ist der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz (SPD). "Die Botschaft soll lauten: Wir stehen zu unseren ausländischen Mitbürgern und zu unserer jüdischen Gemeinde", erklärte OB Schulz.

    Die Teilnahme ist überwältigend. Eine Kette von 30.000 Menschen zieht sich über 15 Kilometer von Langen durch ganz Bremerhaven bis in den südlichen Landkreis in die Gemeinde Loxstedt. Mensch an Mensch. Die Einen reichen ihrem fremden Nachbarn die Hände, um Gemeinsamkeit zu demonstrieren, die Anderen versuchen sich mit „La Ola Wellen“.

    Auch Schulen und Verwaltungen nehmen teil und selbst Arbeitgeberverbände haben ihre Mitgliedsbetriebe aufgerufen, sich mit ihren Belegschaften an der Menschenkette zu beteiligen. So nehmen z.B. 250 Kolleginnen und Kollegen der E.H.Harms Gruppe teil. Die Beschäftigten tragen Schilder mit den Namen der verschiedenen Länder aus denen die Beschäftigten stammen. Weit über 20 verschiedene Ländernamen kommen so zustande.

    Die symbolische Aktion, die eine halbe Stunde lang den Verkehr in der Stadt lahm legt, wird von allen Beteiligten als voller Erfolg gewertet.
  • Im August wird auf der Lloyd-Werft umgebaut: Das Unternehmen lässt das frühere Durchgangslager abreißen, um Platz für Lagerflächen zu schaffen. Die Investition kostet rund 500.000 Mark. Das Haus ganz in der Nähe des Zentralgebäudes stammte aus den frühen Jahren der Werft. In dem Gebäude waren unter anderem die Tischlerei und die Zimmerei untergebracht. Die Werft will mit den freigewordenen Stellflächen Lagerkapazitäten für spätere Aufträge schaffen.
  • Endgültige Beseitigung der Festungsanlage Fort Brinkamahof II, um für die Erweiterung des Containerterminals (CT IIIa) Platz zu machen, nachdem es bereits nach dem zweiten Weltkrieg teilweise gesprengt wurde.