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Historie der Arbeitergeschichte und der Arbeit in der Region
Geschichte der Arbeiterbewegung in Bremerhaven

2014 – 2017

2014

  • Im Bereich Distribution u. Logistik hat die ver.di Tarifkommission in der vierten Verhandlungsrunde am frühen Morgen des 09. Januar einen Tarifabschluss erzielt, der unter anderem folgende Regelungen beinhaltet: Eine Vorweganhebung von 10 Cent/Stunde für alle Löhne unter 10,00 Euro/Stunde, weitere 3,2% auf alle Lohngruppen ab 01.01.2014, weitere 2,8% auf alle Lohngruppen ab 01.01.2015 und für die Monate November und Dezember 2013 gibt es eine Einmalzahlung von 150,00 Euro für alle Beschäftigten. Es wurde ferner vereinbart, unmittelbar Verhandlungen mit dem Ziel aufzunehmen, eine einheitliche Tarifstruktur für den Distributionsbereich herbei zu führen. Damit wäre die Chance gegeben, den schlechteren Folge-DC-Tarifvertrag für GHB Beschäftigte abzuschaffen.
  • In diesem Jahr finden die Wahlen zur Vollversammlung der Arbeitnehmerkammer Bremen statt. Am 10. März stellt der Wahlleiter fest, das nur ein Wahlvorschlag mit insgesamt 35 Bewerber/-innen eingereicht wurde und diese somit als gewählt gelten ("Friedenswahl").
    In die neue Vollversammlung, die sich Anfang 2015 konstituieren wird, entsendet die IG Metall Bremerhaven 4 Mitglieder: Karsten Behrenwald (1. Bevollmächtigter IGM Bremerhaven), Sven Stelljes (BLG AutoTec), Daniel Müller (Lloyd-Werft) und Andreas Schleger (PowerBlades).
  • Hauptredner auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai vor der Großen Kirche in der "Bürger" ist der Bundesvorsitzende der IG BAU, Kollege Robert Feiger. Weitere Redner sind der DGB Kreisvorsitzende Karsten Behrenwald, Ilayda Köylü + Evrim Kaya für die Migrantinnen und Migranten und für die Jugend Saskia Böhnert, JAV-Vorsitzende bei BLG AutoTec.


2015

  • Ende Januar dreht der Stahlkonzern Georgsmarienhütte seiner Not leidenden Tochtergesellschaft "Weserwind GmbH" in Bremerhaven den Geldhahn zu. Der Hersteller von Fundamenten für Offshore-Windanlagen meldet daraufhin Insolvenz an. Bei dem Stahlbauunternehmen sind zur Zeit noch 370 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Insolvenzverwalter wird der Hamburger Rechtsanwalt Per Hendrik Heerma ernannt.
  • Unter dem Motto "Für eine demokratische und tolerante Gesellschaft - Bremerhaven ist und bleibt weltoffen!" demonstrierten am Montag, den 16. Februar um 18 Uhr etwa 3.000 Menschen für Toleranz - und gegen Fremdenfeindlichkeit und die Pegida-Bewegung in der Fußgängerzone vor der Großen Kirche. Klare Aussage war dabei, das Bremerhaven keinerlei Fremdenfeindlichkeit oder Islamhass toleriere. Pegida und deren Ableger hätten in der Stadt keine Chance, lautete die Parole.
    Die Demonstration stand dabei unter dem Eindruck der Terroranschläge von Paris im Januar und in Kopenhagen sowie der Bedrohung des Karnevalsumzugs in Braunschweig vom Wochenende. "Diese Stadt ist eine Hafenstadt und stolz auf ihre Tradition der Offenheit", sagte Oberbürgermeister Melf Grantz, der betonte, dass in Bremerhaven Ausländer willkommen seien und man Flüchtlingen immer eine helfende Hand reichen werde. Er forderte ein "vernünftiges Einwanderungsgesetz", um eine angemessene rechtliche Grundlage zu haben.

    Weitere Redner vom DGB, den Kirchen sowie der jüdischen und der muslimischen Gemeinde forderten gegenseitigen Respekt und ein friedliches Zusammenleben. Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz dürften in Bremerhaven keinen Boden finden. Besonderen Eindruck machte dabei der Bericht eines iranischen Flüchtlings. Allerdings nahmen das mutmaßlich regimetreue Störer zum Anlass, die Abschiebung des Mannes zu fordern. Das allerdings wurde von den anwesenden Zuhörern mit Buhrufen und Pfiffen quittiert.

    Die Kundgebung, zu der ein Bündnis aus Politik, Wirtschaftsvertretern sowie Vereinen und Verbänden aufgerufen hatte, war eine Reaktion auf eine vor einigen Wochen angemeldete Demonstration. Diese war dann aber nach starkem Widerstand auf Facebook wieder zurückgezogen worden, da man erkannt hatte, dass es sich um Mitglieder der NPD handelt, die einen rechten Aufmarsch unter dem Deckmantel von Pegida veranstalten wollten. Ebenfalls an der Spitze der Gegenbewegung standen Grantz, DGB-Chef Karsten Behrenwald und die evangelische Kirche.
  • Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat am 23.02.2015 zum Schichtwechsel ab 05:00 Uhr die kaufmännischen Beschäftigten beim North Sea Terminal Bremerhaven (NTB) zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Der Umschlagsbetrieb wurde dabei empfindlich gestört.
    Mit dem Warnstreik verliehen die ca. 120 Angestellten ihrer Forderung nach Abschluss eines Tarifvertrages Nachdruck. ver.di fordert z. B. die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche. Diese ist für die Beschäftigten in den übrigen Hafeneinzelbetrieben schon lange Gang und Gäbe, u.a. auch für die gewerblichen Kollegen bei NTB.
    ver.di-Verhandlungsführer Dirk Reimers: „Die Kollegen von NTB sind nicht mehr bereit, Beschäftigte zweiter Klasse in den bremischen Häfen zu sein.“ 

    Die Arbeitgeberseite erklärt, nachdem sie sich über lange Zeit Verhandlungen verweigert hat, kategorisch die 35-Stunden-Woche für nicht verhandelbar. Die Gewerkschaft ver.di strebt nach dem Abschluss eines Manteltarifvertrages auch die Einführung eines Eingruppierungstarifvertrages an.
    „Die Zeiten ohne verbindliche Tarifverträge bei NTB müssen ein Ende haben“ so der ver.di-Verhandlungsführer Reimers abschließend.

  • Am 24. März gibt die Bundestarifkommission Seehäfen der verdi bekannt, dass in der kommenden Tarifrunde 6,8% mehr Lohn für die Hafenarbeiter gefordert werden. Außerdem werden Verbesserungen für die Beschäftigten in der Fahrerlohngruppe (AF) gefordert.
  • Im März wird bekannt, dass der als "Brötchen-Millionär" bekanntgewordene Lebensmittel-Unternehmer Heiner Kamps, erneut bei der Schnellrestaurantkette "Nordsee" eingestiegen ist. Kamps hat einen Minderheitsanteil an "Nordsee" vom Milch-Unternehmer Theo Müller zurückgekauft.
  • Zum 1. April 2015 schließt das Windkraft-Unternehmen Weserwind mit zuletzt noch 370 Beschäftigten. Die Mitarbeiter gehen in eine Transfergesellschaft über, die für 4 Monate bestand hat.
    In den Jahren 2011/2012 hatte das Unternehmen noch um die 1200 Beschäftigte. Die Tripoden, die als Gründungsstrukturen für Offshore-Windkraftanlagen bei Weserwind gefertigt wurden, hatten keine Abnehmer mehr gefunden.
  • Am 28. April wird in der dritten Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen zwischen der verdi und dem Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) eine Einigung erzielt. Unter anderem erhalten die Hafenarbeiter eine Lohnerhöhung von 3,0%.
    Außerdem wurde eine neue Regelung für den Tarifvertrag Autofahren (AF) erzielt. Die von der Fahrerlohngruppe AF betroffenen Arbeitnehmer zeigten sich allerdings wenig begeistert von den getroffenen Regelungen.
  • Auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai vor der großen Kirche in der "Bürger" ist als Hauptrednerin die Kollegin Karin Schwendler, Bereichsleiterin für Frauen- und Gleichstellungspolitik der ver.di, eingeladen. Weitere Redner sind der DGB Kreisvorsitzende Karsten Behrenwald, Filiz Can für die Migranten und für die Jugend Laura Thiele, Bianca Haase und Alexander Ruth (JAV Klinikum Reinkenheide). Einen Auftritt hat die Kabarettgruppe der IG Metall Frauen "Die Seegarn-Nixen".
  • Am Freitag den 08. Mai 2015 beginnt ein unbefristeter bundesweiter Streik der Erzieher. Auch in Bremerhaven treten die bei GEW und ver.di organisierten Erzieher von Kitas, Ganztagsschulen und anderen Einrichtungen in den unbefristeten Arbeitskampf. Verdi und die GEW fordern eine bessere Eingruppierung.
    Hauptziel: Mehr Gehalt für bundesweit etwa 240.000 Angestellte. Es geht um eine Einkommensverbesserung von rund zehn Prozent.
  • In der Nacht zu Donnerstag dem 14. Mai ereignet sich ein schwerer Unfall auf dem Bremerhavener Containerterminal. Gegen 0.45 Uhr bricht bei Be- und Entladearbeiten bei der Firma NTB (Nort-Sea Terminal Bremerhaven) der 40m lange und tonnenschwere Ausleger einer Containerbrücke ab und kracht durch eine Ladeluke in den Laderaum des an der Stromkaje liegenden 300m langen Containerschiffes "Maersk Karachi". Dabei stürzt der 52-jährige Fahrer der Brücke aus etwa 50m Höhe mit seiner Gondel ebenfalls in das Schiff. Erst Stunden später, am Donnerstagmorgen, wird der Arbeiter, ein langjähriger Mitarbeiter, unter den schweren Stahlteilen tot geborgen.

    Die Arbeiten an der Unfallstelle gestalten sich äußerst kompliziert und langwierig. Der Arm der Containerbrücke hat sich zwischen dem Schiff und den Resten der Containerbrücke verkeilt. Das erschwert die Arbeit der eingesetzten Kräfte zusätzlich.
    An den Rettungsmaßnahmen ist neben der Berufsfeuerwehr Bremerhaven auch eine Fachgruppe des THW Achim im Einsatz. Da Wellenbewegung und Tidenhub für die instabile Containerbrücke eine erhebliche Gefahr darstellen, sorgen wasserseitig ein Schwimmkran und mehrere Schlepper dafür, dass die „Maersk Karachi“ möglichst ruhig an der Kaje liegen bleibt.
    Die Polizei hat unterdessen die Weser als Wasserstraße zunächst für den Schiffsverkehr gesperrt. Auch die Schifffahrtsstraße am Terminal durfte nicht benutzt werden, damit die Helfer in Ruhe arbeiten können. 80 Einsatzkräfte, darunter speziell ausgebildete Höhenretter der Feuerwehr, wurden angefordert. Die Sperrungen wurden nach zehn Stunden am frühen Abend aufgehoben.

    Am Donnerstagnachmittag wird der Schiffsverkehr vor Bremerhaven noch immer behindert. Vor allem der nördliche Teil der Weser ist für Schiffe unpassierbar. Auch die Be- und Entladearbeiten an anderen Frachtern, die an der Stromkaje liegen, stocken. Damit will die Einsatzleitung verhindern, dass die abgestürzten Teile der Containerbrücke, die im Laderaum der "Maersk Karachi" liegen, auseinanderbrechen und die dort tätigen Ermittler gefährden. Wie es dazu kommen konnte, dass der Ausleger der Containerbrücke abbrach, ist nach Auskunft der Polizei völlig unklar. Die Kriminalpolizei hat weitere Ermittlungen aufgenommen.

    Die Containerbrücke war 14 Jahre alt. Sie wurde in China gebaut. Nach Angaben von NTB unterziehen Fachleute die Containerbrücken mindestens zwei Mal im Jahr einer gründlichen Inspektion. Diese Brücke sei zuletzt vor etwa acht Monaten überprüft worden.
    Sieben weitere Containerbrücken der gleichen Bauart wurden von NTB sofort nach dem Unfall gesperrt und technisch überprüft. Insgesamt hat NTB 18 Brücken. Erst nach der Untersuchung sollen die gesperrten Brücken ihre Arbeit wieder aufnehmen.

    Bei den Bergungsarbeiten bricht gut eine Woche später am Freitag den 22. Mai an Bord des Schiffes ein Großbrand aus, der die Feuerwehr tagelang in Atem hält. Die Flammen entzünden sich mittags gegen 12 Uhr in dem Laderaum, in dem der Ausleger der Containerbrücke krachte. Die Feuerwehr, die mit massiven Kräften vor Ort ist, hat das Feuer auch nach Stunden noch nicht unter Kontrolle. In dem Laderaum waren Techniker seit Tagen dabei, die abgestürzten Teile der Containerbrücke mit Schneidbrennern für den Abtransport per Schwimm- und Mobilkran zu zerkleinern. Ob das Feuer auf diese Arbeiten zurückzuführen ist, muss geprüft werden.

    Knapp ein Jahr später stellen die Gutachter des TÜV ihr Gutachten vor: Die Containerbrücke ist wegen Materialermüdung abgestürzt.
  • Nachdem die Geschäftsführung der North Sea Terminal Bremerhaven GmbH & Co. (NTB) sich weiterhin weigert, mit der Gewerkschaft ver.di einen Tarifvertrag für alle kaufmännischen Angestellten abzuschließen, folgt auf eine Aktion am 06. Juni nun eine weitere Aktion der Beschäftigten am Freitag, den 13. Juni um 11:30 Uhr auf dem Parkplatz von NTB. Beschäftigte von NTB treffen sich hier zur gemeinsamen Pause am ver.di-Stand. Es sind weitere Aktionen in Planung für den Fall, dass die Geschäftsführung sich weiterhin weigert, Tarifverhandlungen mit ver.di zu führen.
    "Für die Angestellten von NTB gibt es seit deren Gründung vor 15 Jahren keinen Tarifvertrag! Die NTB gehört zum BLG-Konzern, hier gibt es Tarifverträge für Angestellte. Warum soll den Angestellten der NTB ein Tarifvertrag verweigert werden?", so Dirk Reimers, ver.di-Landesfachbereichsleiter.
  • Am 06. Juli ruft die IG Metall ihre Mitglieder bei BLG AutoTec vor der zweiten Verhandlungsrunde der aktuellen Tarifauseinandersetzung zu einem Warnstreik auf, nachdem die Arbeitgeberseite in der ersten Verhandlung keinerlei Entgegenkommen zeigte. Die 300 Beschäftigten demonstrierten 2 Stunden vor den Gatehäusern der BLG im Nordhafen und verleiten ihrer Forderung nach unter anderem 6,9% mehr Entgelt und zusätzlichen Urlaubstagen mit Fahnen, Trillerpfeifen und Musik lautstark Nachdruck.
  • Am 18. September schließt die Genting Hong Kong, ein führendes, weltweit agierendes Unternehmen in den Bereichen Freizeit, Erholung und Entertainment einen Vertrag über den Erwerb von 50% der Geschäftsanteile an der Besitzgesellschaft der Lloyd Investitions- und Verwaltungs GmbH sowie 70% an der operativen Gesellschaft, der Lloyd Werft Bremerhaven AG, für einen Kaufpreis von 17,5 Mio. Euro. Die Genting Group beabsichtigt in den nächsten 10 Jahren Schiffe im Wert von 5 Milliarden Euro in Deutschland zu bauen.
  • Im November wird Lutz Bock neuer DGB Vorsitzender des Kreisverbandes Bremerhaven. Er folgt auf Karsten Behrenwald (1. Bevollmächtigter der IG Metall Bremerhaven), der dieses Amt 13 Jahre inne hatte.
  • Am 02. Dezember hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Angestellten des Hafenunternehmens NTB (North Sea Terminal Bremerhaven) zu einem unbefristeten Warnstreik aufgerufen. Verdi will einen Manteltarifvertrag und einen Eingruppierungstarifvertrag durchsetzen. Diese sollen sich an denen anderer Hafenunternehmen wie zum Beispiel Eurogate orientieren.
    Zum zweiten Mal in diesem Jahr sieht sich der Bremerhavener Hafenumschlagsbetrieb mit einem Streik konfrontiert. Die seitens der Gewerkschaft ver.di als "unbefristet" umschriebene Arbeitsniederlegung begann am Mittwochnachmittag direkt im Anschluss an eine Betriebsversammlung. Zum Teilnehmerkreis gehörten dabei jene 117 Angestellten, für die die Gewerkschaft seit Monaten um zwei Ergebnisse kämpft: eine Arbeitszeitverkürzung in Richtung der 35-Stunden-Woche sowie eine Angleichung von Gehaltsstrukturen.
    "Der Arbeitgeber braucht ein deutliches Signal der Beschäftigten, sich in den folgenden Verhandlungen zu bewegen, da wir nach nunmehr fünf Verhandlungsrunden deutlich von einer Einigung entfernt sind", äußerte sich ver.di Verhandlungsführer Dirk Reimers. Die nun mehr seit März laufenden Verhandlungen sind festgefahren.
    Ausdrücklich nicht in den Warnstreik einbezogen sind die gewerblichen Mitarbeiter. Reimers rechnete trotzdem mit spürbaren Störungen im Terminal Betrieb. Durch den Streik stauten sich auch teilweise die Lastwagen der Speditionen im Hafen.


2016

  • In der Verhandlungsrunde am 20. und 21. Januar wurde bei den Tarifverhandlungen für die Angestellten von NTB (North Sea Terminal Bremerhaven) der Durchbruch erzielt. Ab dem 1. Mai 2016 gelten endlich auch für die Angestellten Tarifverträge. Rückwirkend zum 1. Januar reduziert sich nun die Arbeitszeit pro Jahr um 1 Stunde auf dann 35 Stunden/Woche bei vollem Entgeltausgleich. Pro Stunde Arbeitszeitverkürzung gibt es 6 freie Tage pro Jahr. Zukünftig gibt es Zuschläge für Nacht-/Sonn- und Feiertagsarbeit sowie Mehrarbeit, Zahlung eines zusätzlichen Urlaubsgeldes in Höhe von 643 Euro pro Jahr und Zahlung eines zusätzlichen Gehaltes zu Weihnachten ab dem 4. Beschäftigungsjahr. Ver.di-Mitglieder erhalten zukünftig eine Sonderzahlung in Höhe von 260 Euro pro Jahr als Erholungsbeihilfe. Neben einem Leistungsbeurteilungssystem und höheren Gehaltsstufen bei längerer Betriebszugehörigkeit, gibt es viele weitere Regelungen, die die Arbeitsbedingungen der betroffenen Arbeitnehmer nun verbessern werden.
  • Anfang Januar erwirbt die Genting Group Hong Kong die restlichen Anteile an der Lloyd-Werft Bremerhaven AG und der Lloyd Investitions- und Verwaltungs-GmbH.
    Im März bestätigt die Genting Group die Übernahme der Nordic-Yards mit den dazugehörigen Werften für einen Kaufpreis von 230 Millionen Euro. Unter dem Namen "Lloyd-Werft-Gruppe" sollen die Standorte Bremerhaven, Wismar, Warnemünde und Stralsund mit derzeit zusammen gut 1.700 Beschäftigten zusammengefasst werden. Insgesamt sollen in den kommenden zwei Jahren 85 Mio. Euro investiert werden, um die Werftengruppe für die kommenden Aufgaben auszustatten.

    In der Folge gibt es bei der Lloyd-Werft Probleme im Zusammenhang mit dem Bau eines Spezialschiffes, die gegenüber dem Mutterkonzern verschwiegen werden. Daraufhin wird eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, die Vorgänge bei der Lloyd Werft näher zu untersuchen.
    Im Juli gibt Genting die Gründung der Gruppe "MV Werften" mit Sitz in Wismar bekannt, zu der die Lloyd Werft nun nicht mehr gehören soll. Die Zukunft der Lloyd Werft bleibt ungewiss, laut Genting soll sie sich vorerst weiterhin auf das Umbau- und Reparaturgerschäft konzentrieren.
  • Die Bundestarifkommission Seehäfen der verdi beschließt am 11. April ihren Forderungskatalog für die kommende Tarifrunde der Hafenarbeiter. Unter anderem werden 4,8% mehr Lohn gefordert. Die erste Verhandlungsrunde ist am 15. April.
  • Rund 100 Bauarbeiter demonstrieren am 21. April auf der Hafentunnel-Baustelle für höhere Löhne. Die IG BAU fordert in der aktuellen Tarifrunde eine Lohnerhöhung von 5,9%. Die Gewerkschaft droht mit Eskalation, wenn die Arbeitgeberseite ihr Angebot von 1,3% nicht verbessert.
  • Warnstreik im Öffentlichen Dienst am 26. April während der aktuellen Tarifrunde im Kampf um 6% mehr Gehalt.
  • Hauptrednerin auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai um 11 Uhr vor der Großen Kirche in der Fußgängerzone ist Yasmin Fahimi (SPD), Staatsekretärin im Bundesarbeitsministerium. Weitere Redner sind der DGB-Kreisvorsitzende Lutz Bock, Cem Cardirci für die Migrantinnen und Migranten und Malte Pertzsch (IG BAU) für die Gewerkschaftsjugend. Der Demonstrationszug hatte sich eine Stunde zuvor vom Gewerkschaftshaus in Richtung Große Kirche begeben.
  • In der dritten Verhandlungsrunde haben sich verdi und der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am 26. Mai unter anderem auf eine Lohnerhöhung von 2,5% für die Hafenarbeiter zum 01. Juni geeinigt.
  • Das Ford Autohaus Schlieben schließt nach vier Jahren Insolvenz. Am 30. Juli ist der letzte Tag, an dem die Werkstatt in der Rickmersstraße geöffnet hat. Insolvenz-Verwalter Dr. Gerrit Hölzle hatte in den vergangenen Jahren erfolglos versucht, einen Käufer für die Immobilie zu finden.
    Einige Mitarbeiter wollten sich zu einer Mitarbeitergesellschaft zusammenschließen und das Autohaus auf eigene Kosten weiterführen, denn der Betrieb erwirtschaftete trotz der Insolvenz seit Jahren Gewinn. Dafür wäre allerdings eine Senkung der Grundstücksmiete fällig gewesen, zu der Familie Schlieben nicht bereit war.
  • Am 13. November verstirbt der seit 1994 amtierende Geschäftsführer und 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bremerhaven, Karsten Behrenwald, plötzlich und unerwartet. Karsten Behrenwald war seit 2007 bis zu seinem Tode SPD Abgeordneter in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung und von 2002 bis 2015 DGB Kreisvorsitzender.
  • Genting Hong Kong verabschiedet sich faktisch wieder von ihrem Engagement für die Lloyd-Werft. Die kurze Zeit aufkeimende Hoffnung, dass in Bremerhaven wieder Schiffsneubau betrieben werden könnte, hat sich zerschlagen.
     

2017

  • Am 10. Januar wird bekanntgegeben, dass die Bremerhavener Unternehmen "German Dry Docks" (GDD), die "Bremerhavener Dockgesellschaft" (Bredo) und die Cuxhavener "Mützelfeldtwerft" zukünftig eine Werftenallianz bilden unter einem gemeinsamen Dach operieren sollen. Alle drei Werften haben seit 2016 die gleichen Gesellschafter - die Familien Rönner und Petram, die seit Jahren vor allem in Bremerhaven die Werftenszene maßgeblich prägen. Ende 2015 hatte die Rönner-Gruppe bereits zusammen mit Petram die ehemalige Produktionshalle von Weserwind im Fischereihafen übernommen.

    Ab dem 1. Februar soll die Allianz greifen. Alle Werften der Gruppe sollen allerdings weiter eigenständig am Markt sein. Insgesamt verfügt die Allianz künftig über ca. 350 Mitarbeiter und zehn Docks: German Dry Docks betreibt fünf Docks im Kaiserhafen, Bredo hat vier Docks im Fischereihafen, und die Mützelfeldtwerft verfügt über ein Dock im Amerika-Hafen in Cuxhaven. Zur German Dry Docks Group gehören außerdem die MWB Power mit dem Geschäftsfeld Motorenservice sowie die German Ship Repair und die Rotterdam Ship Repair mit ihren Geschäftsfeldern Hafen- und Reisereparaturen.
    Die Belegschaften wurden in getrennten Betriebsversammlungen über die neuen Pläne informiert. Die IG Metall begrüßt die geplante Werftenallianz. Durch den Zusammenschluss werde der Schiffsreparaturstandort gestärkt und die Arbeitsplätze der Kollegen gesichert.
  • Streik der angestellten Lehrer in Bremerhaven am 14. Februar. Nach Angaben von Bernd Winkelmann, dem Landesvorstandssprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), stehe vor allem die Schule am Ernst-Reuter-Platz im Mittelpunkt des Streiks. Dort versammelten sich am frühen Morgen ca. 100 angestellte Lehrer, bevor sie zur Demonstration nach Bremen fuhren und dort mit den Bremer Lehrern durch die Innenstadt zogen. "Wir fordern sechs Prozent mehr Gehalt", sagt Winkelmann. Vor der dritten Verhandlungsrunde am Wochenende wollen die Lehrer ihrer Forderung Nachdruck verleihen, "weil sich die Arbeitgeberseite noch nicht bewegt hat". Insgesamt gibt es in Bremerhaven 250 angestellte Lehrer, die übrigen sind nach Angaben der GEW Beamte.
  • Auf einer Betriebsversammlung der Lloyd-Werft am 27. Februar werden die Mitarbeiter über die abgeschlossenen Sozialplan- und Interessenausgleichverhandlungen informiert.
    Die Werft, die sich seit einiger Zeit im Besitz der malaysischen Genting-Group befindet, will ihre Belegschaft radikal verkleinern. 117 Mitarbeiter sollen aus dem Unternehmen ausscheiden. Mit denen, die die Werft bereits verlassen haben, wird die Belegschaft von rund 400 auf rund 260 Kolleginnen und Kollegen schrumpfen.
    Ursprünglich sollten nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Daniel Müller sogar 146 Kollegen entlassen werden, diese Zahl konnte jedoch durch die Betriebsratsseite in den sich seit über 2 Monaten hinziehenden Verhandlungen auf 117 Kollegen verringert werden.
    Mit Abfindungen soll erreicht werden, das möglichst viele Kollegen freiwillig gehen. Hierfür hat die Genting-Group 11,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Maximal sind 150.000 Euro pro Mitarbeiter möglich. Sollte der Stellenabbau nicht freiwillig gelingen, würden Kündigungen erfolgen.

    Ab dem 1. April soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden, in die diejenigen, die den Betrieb verlassen, eintreten können um Bewerbungstrainings- und Qualifizierungsmaßnahmen durchführen zu können. Zudem hat man allen betroffenen Lloyd-Werkern angeboten, sich bei den Ostsee-Werften des Genting-Konzerns zu bewerben.
    Nach den Konzeptionen der Genting-Group, soll sich die Werft zukünftig als Spezialist für den Bau von Luxusyachten am Markt etablieren.
  • Ende Februar gibt der Gesamthafenbetriebsverein im Lande Bremen (GHB) bekannt, den Bereich "Seehafenlogistik, Distribution und Containerpackstationen" aufzulösen. Insgesamt sind von dem Personalabbau 515 Mitarbeiter in Bremen und 89 Mitarbeiter in Bremerhaven betroffen.
    Verdi betont, das die Gewerkschaft der Schließung der Logistikabteilung des GHB zwar zugestimmt habe, um den GHB nicht insgesamt zu gefährden und für den Hafen zu erhalten, aber auch gleichzeitig die Hafenwirtschaft und insbesondere die BLG aufgefordert habe, alle GHB-Beschäftigten zu übernehmen und zwar unbefristet und unter Anrechnung ihrer langjährigen Tätigkeit in den Betrieben. Die Gewerkschafter lasten vor allem der BLG an, ohne Not den GHB-Bereich vor die Wand gefahren zu haben.

    Verdi betont, das die Gewerkschaft nicht vor Arbeitsniederlegungen zurückschrecken werde, sollten die Forderungen nicht erfüllt werden. Der Bremerhavener Betriebsratsvorsitzende Uwe Schmidt erklärt, das er den Eindruck habe, das hier die Machtfrage gestellt und die Sozialpartnerschaft in den Häfen infrage gestellt werden soll. "Wir werden nicht daneben stehen und zuschauen" kündigt Schmidt Anfang März an.
  • Am 10. März findet die erste Verhandlungsrunde für die Hafenarbeiter zwischen dem Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und der verdi statt. Die Hafenarbeiter fordern unter anderem eine Lohnerhöhung von 5,7% und eine Erhöhung des Arbeitsgeberzuschusses zur betrieblichen Altersvorsorge.
  • Am 13. März kündigt der Windanlagenbauer Senvion überraschend an, das Unternehmen PowerBlades in Bremerhaven spätestens bis zum Ende des Jahres zu schließen. Senvion will sich nach eigenen Angaben gesundschrumpfen. Die Flügelherstellung werde deshalb komplett nach Portugal verlagert. Das Unternehmen begründet den Schritt mit Überkapazitäten auf dem europäischen Markt.

    Neben Bremerhaven trifft es auch die Standorte Husum und Trampe, dies wurde allerdings schon vor einiger Zeit bekannt. Die Schließung von Powerblades traf die Beschäftigten und die Arbeitnehmervertreter am heutigen Tage jedoch völlig überraschend.

    Insgesamt will Senvion bis zu 780 Stellen abbauen. Bei Powerblades arbeiten zur Zeit ca. 280 eigene Beschäftigte und ca. 100 Leiharbeitnehmer. Die IG Metall sprach von einem "schwarzen Tag" für die Mitarbeiter. Auch die Windkraftbranche bedauerte die Entscheidung: Damit mache das erste größere deutsche Windkraft-Unternehmen komplett dicht, sagte der Chef des Branchenverbandes WAB, Andreas Wellbrock. Durch den geplanten Abbau gehe Bremerhaven wichtiges Know-how verloren, so Wellbrock weiter.
  • Die Gewerkschaft verdi fordert im März für die rund 30.000 Beschäftigten im Einzelhandel in Bremen und für die rund 310.000 Beschäftigten in Niedersachsen eine Lohnerhöhung von 6%, ein Mindesteinkommen von 1900 Euro im Monat und eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen. Des weiteren wurde eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro für Gewerkschaftsmitglieder gefordert.

    Die erste Tarifverhandlung am 15. Mai wurde ohne Ergebnis vertagt.
    Die ver.di bewertet es positiv, dass bereits in der ersten Verhandlung ein arbeitgeberseitiges Angebot vorgelegt wurde, lehnt dieses jedoch als völlig unzureichend ab. "Das Angebot gleicht noch nicht einmal die Preissteigerungen aus", kritisiert Arno Peukes, ver.di Verhandlungsführer. Mit dem jetzigen Angebot sei man noch wie vor weit davon entfernt armutsfeste Löhne und Renten zu gewährleisten. Zudem lehnten die Arbeitgeber es ab, über eine Allgemeinverbindlichkeit des Tarifvertrags für flächendeckende Tariflöhne in der Branche zu verhandeln.
    ver.di plant daraufhin die Durchführung betrieblicher Aktionen bis hin zu Arbeitskampfmaßnahmen, um den Druck auf die Arbeitgeber vor der zweiten Verhandlung zu erhöhen. Ein zweiter Verhandlungstermin konnte noch nicht vereinbart werden.
  • Die Bremerhavener Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Doreen Arnold wird in der Vollversammlung der Arbeitnehmerkammer am 16. März zur neuen Vize-Präsidentin der Arbeitnehmerkammer Bremen gewählt. Sie wird damit Nachfolgerin, des im vergangenen Jahr verstorbenen 1. Bevollmächtigten der IG Metall Bremerhaven Karsten Behrenwald.

 

  • Am Mittag des 20. März kommt es zu einer Protestaktion der Beschäftigten von PowerBlades, die damit gegen die vom Senvion Unternehmen beabsichtigte Schließung des PowerBlades Werkes demonstrieren. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben zeigen sich vor dem Werk im Fischereihafen solidarisch und richten Grußworte an die Beschäftigten. Auch einige Politiker aus der Stadtverordnetenversammlung und der Bremischen Bürgerschaft sind vor Ort.

 

  • Am 23. März gibt der Betriebsratsvorsitzende der Lloyd-Werft bekannt, dass 117 Beschäftigte gefunden wurden, die auf freiwilliger Basis mit einer Abfindung nach dem Sozialplan die Werft verlassen werden. Demnach wird es keine betriebsbedingten Kündigungen mehr geben. Wer noch keinen neuen Job hat, wechselt zum 1. April in eine Transfergesellschaft. Auch der Betriebsratsvorsitzende selber wird über diesen Weg die Werft verlassen.
    Damit sind insgesamt, einschließlich der Auszubildenden und der Beschäftigten des neuen Design-Centers, nur noch 288 Arbeitnehmer auf der Werft beschäftigt.
    Gleichzeitig fordert die IG Metall vom asiatischen Genting-Konzern eine klare Aussage zur Zukunft der Lloyd-Werft. Sollte Genting keine Aufträge nach Bremerhaven abgeben, müsse der Konzern den Weg freimachen für neue Investoren, fordert die Gewerkschaft.
    Ebenso kritisiert die IG Metall die beiden Werft-Geschäftsführer Haake und Pallentin. Diese machten den Mitarbeitern keinen Mut und gäben kaum Informationen weiter. Das habe in der Belegschaft für große Unzufriedenheit gesorgt, sind sich Gewerkschaft und Betriebsrat einig.
  • Bei der DGB Demonstration am 1. Mai, an der rund 2.000 Menschen teilnehmen, ist der Hauptredner auf der anschließenden Kundgebung um 11 Uhr vor der Großen Kirche der Kollege Stefan Körzell vom DGB Bundesvorstand in Berlin. Weitere Redner sind der DGB-Stadtverbandsvorsitzende Lutz Bock, Cafer Isin für die Migranten/innen und Tobias Gase für die Jugend. Der Demonstrationszug hatte sich wie in den letzten Jahren auch, um 10 Uhr vom Gewerkschaftshaus in Richtung Große Kirche bewegt.
  • Im Mai wird die IG Metall Geschäftsstelle Bremerhaven in "IG Metall Geschäftsstelle Weser-Elbe" umbenannt. Grund für die Umbenennung ist die große Fläche der Geschäftsstelle. Dem Großteil der IG Metall Mitglieder, die nicht in der Stadt Bremerhaven, sondern in der Region zwischen Weser und Elbe wohnen und arbeiten, soll hiermit eine bessere Identifikation zur IG Metall Geschäftsstelle geben werden. Die Bezeichnung "Weser-Elbe" bedeutet aber nicht nur für IG Metall Mitglieder in der Region sondern auch für die Mitglieder in Bremerhaven Identifikation und Verbundenheit.
  • Am 4. Mai kommt es in der 3. Verhandlungsrunde zwischen dem Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und der verdi in der Tarifverhandlung für die deutschen Hafenarbeiter zu einer Einigung. Das Ergebnis sieht neben einiger Sonderregelungen für Containerbetriebe und Betriebe in Beschäftigungssicherung, eine tabellenwirksame Lohnerhöhung um 2,7% zum 01.06.2017 vor. Weiterhin wird der Arbeitgeberzuschuss zur Altersvorsorge um 10 Euro auf 55 Euro monatlich erhöht. Die Laufzeit beträgt 12 Monate.
  • Mit einer mobilen Werbewand in Sichtweite der NORDSEE-Zentrale in Bremerhaven macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitte Mai (25. KW) auf den schwelenden Tarifkonflikt beim "Fisch-Systemgastronom" aufmerksam. NORDSEE gehört zu den Mitgliedern des Bundesverbands der Systemgastronomie (BdS) mit dem sich die NGG auch in vier Tarifverhandlungen nicht auf den Abschluss eines neuen Entgelttarifvertrags für die rund 100.000 Beschäftigten in der deutschen Systemgastronomie einigen konnte.
    In der vierten Verhandlungsrunde am 7. April in Wiesbaden hatte der BdS für die unterste Tarifgruppe lediglich einen Lohn von 8,90 Euro pro Stunde angeboten - gerade einmal sechs Cent mehr, als es der gesetzliche Mindestlohn vorschreibt. Die NGG hatte daraufhin die Verhandlungen abgebrochen. Neben NORDSEE sind unter anderem auch McDonald´s, Burger King, Tank & Rast und Starbucks Mitglied im BdS.
  • Im Juni beträgt die Arbeitslosigkeit in Bremerhaven 13%.
  • Am 17. August wird bekannt gegeben, das die IG Metall Küste und die Betriebsräte von PowerBlades und Senvion die Verhandlungen zum Sozialplan und Interessenausgleich und die Gründung einer Transfergesellschaft mit dem Windkraftanlagenhersteller Senvion abgeschlossen haben.
    Für die ca. 230 Powerblades-Beschäftigten in Bremerhaven sind Abfindungen ausgehandelt worden, die je nach Mitarbeiter zwischen 5.000 und 120.000 Euro liegen.
    Die Höhe richtet sich dabei nach Alter, Gehalt und Betriebszugehörigkeit. Mit einem Kinderzuschlag wird die familiäre Situation berücksichtigt.
    Außerdem können die ehemaligen Powerblades-Mitarbeiter ab September in eine Transfergesellschaft eintreten, wo sie zwölf Monate lang geschult und weitergebildet werden. Für jeden Beschäftigten stehen dafür 3.000 Euro zur Verfügung. Insgesamt hat der Sozialplan ein Volumen in Höhe eines zweistelligen Millionen-Betrags.

    Die von den Betriebsräten entwickelten Alternativkonzepte konnten leider keine der Schließungen verhindern. Der Betriebsrat von PowerBlades im Fischrereihafen hat zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen bis zum Schluss um Ihre Arbeitsplätze gekämpft und Alternativen zur bisherigen Produktion aufgezeigt. Dem Mutter-Unternehmen Senvion ist der Standort Bremerhaven allerdings zu teuer, daher wird die Produktion nach Portugal verlagert. Das Rotorblatt-Werk soll nun bis zum 31. Januar 2018 geschlossen werden. Die Senvion-Standorte Husum und Trampe werden bereits zum 31. August geschlossen. Deutschlandweit baut Senvion 730 Arbeitsplätze ab. Für das Senvion-Gondelwerk in Bremerhaven wurde eine Standort- und Beschäftigungssicherung bis 2019 ausgehandelt.
    "Mit dem Verhandlungsergebnis nehmen wir Senvion in die Verantwortung. Ohne das Engagement der Beschäftigten hätten wir sicherlich nicht so viel erreichen können", sagt Meinhard Geiken, Bezirksleiter IG Metall Küste.
  • Der Betriebsratsvorsitzende des GHB (Gesamthafenbetrieb im Lande Bremen) in Bremerhaven, Uwe Schmidt, kandidiert am 24. September für die SPD als Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Bremen II/Bremerhaven für den Deutschen Bundestag und gewinnt das Direktmandat mit 34,1 % der Erststimmen. Uwe Schmidt hatte mit anderen Hafenarbeitern 2010 die Betriebsgruppe Hafen in der AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) in der SPD gegründet. Schmidt wurde 2011 zum Stadtverordneten in Bremerhaven und 2015 zum Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft gewählt. Außerdem ist er seit 2014 Vorsitzender der AfA Bremerhaven, stellvertretender AfA Landesvorsitzender und Beisitzer im Unterbezirksvorstand der SPD Bremerhaven. Mit seinem Bundestagsmandat löst er den bisherigen Abgeordneten und ehemaligen Bremer Wirtschafts- und Häfensenator Uwe Beckmeyer ab, der in den Ruhestand gegangen ist.
  • Im Oktober wird Lutz Bock erneut zum DGB- Vorsitzenden des Stadtverbandes Bremerhaven gewählt.
  • Am Donnerstag den 26. Oktober demonstrieren ca. 600 Lehrer, Schüler und Eltern vor der Stadtverordnetenversammlung (Volkshochschule) in der Lloydstraße gegen Lehrermangel in Bremerhaven. Sie fordern mehr Geld für die Schulen und mehr Lehrer. In Bremerhaven müssen immer mehr Klassen nach Hause geschickt werden, weil keine Lehrer da sind, um zu unterrichten.
    Mit Plakaten und Trillerpfeifen empfingen die Demonstranten die Stadtverordneten mittags gegen 14 Uhr vor dem Gebäude, stürmten den Versammlungssaal und machten dort mit Sprechchören wie "Verantwortung" und "Euer Job - ihr seid dran" ihrer Wut Luft. Nur mit Mühe konnte die Stadtverordnetenvorsteherin die Sitzung eröffnen.
    Die Demonstranten forderten, dass die Vertreter der Parteien Kürzungen bei der Ausstattung der Schulen zurücknehmen und im nächsten Haushalt mehr Geld bereitstellen. Bis 2019 fehlen dort laut Gewerkschaft GEW rund acht Millionen Euro.
    Außerdem wollen die Demonstranten, dass sich die Stadtverordneten bei der Landesregierung für mehr Geld für die Schulen, sowie eine bessere Bezahlung bei gleichzeitig weniger Arbeitsstunden für die Lehrer einsetzen. Lehrermangel ist in Bremerhaven seit Jahren ein Problem. In diesem Schuljahr konnten 35 Stellen nicht besetzt werden.
  • Das Drahtseilwerk Bremerhaven schließt zum 31. Oktober. Einen Tag zuvor gaben nach Schichtende die letzten Mitarbeiter ihre Zugangskarten und Arbeitsmaterialien ab. Von den zuletzt 57 Mitarbeitern wechseln am 01. November 35 für ein Jahr in eine Auffanggesellschaft, acht Drahtseilwerkern wurde betriebsbedingt gekündigt. Nur für 14 Kollegen gibt es in der auf Kunstfaserseile umgestellten Produktion weiterhin Arbeit. Die Drahtseilproduktion in Bremerhaven ist somit Geschichte.
  • In diesem Jahr beziehen die ersten Mitarbeiter des neu gebauten Thünen-Institutes das Gebäude. Hier werden künftig die Institute für Seefischerei und für Fischereiökologie arbeiten. Die Thünen-Wissenschaftler forschen über den nachhaltigen Umgang von Fischbeständen, betreiben ökologische Forschung zum Gesundheitszustand und zur Schadstoffbelastung von Meeresfischen sowie zu Fragen der biologischen Vielfalt und Aquakultur. Die knapp 150 Mitarbeiter sind bisher in Hamburg und auf verschiedene Außenstandorte verteilt. Diese Zersplitterung zu beenden und die Fischereiforschung der beiden Institute an einem Standort zu konzentrieren, ist der Hauptgrund für die Übersiedelung nach Bremerhaven. Auch das Fischereiforschungsschiff "Walther Herwig III" hat seinen Liegeplatz künftig direkt an der mit Landanschluss ausgestatteten und komplett sanierten Kaje vor dem Neubau. Bremerhaven ist auf Wunsch des zuständigen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und des Landes Bremen gewählt worden. Die Seestadt ist ein wichtiger Standort für Fischerei und Fischwirtschaft.

    Bis Anfang Juni 2018 werden die Mitarbeiter nach und nach ihr neues, modernes Domizil an der Herwigstraße im Fischereihafen beziehen. Dort laufen nach dreijähriger Bauzeit noch die letzten Arbeiten an dem ca. 40 Mio. Euro teuren Gebäude.
    Mit den rund 150 Mitarbeitern des Instituts werden nach Fertigstellung rund 1500 Menschen im Bereich Wissenschaft in Bremerhaven tätig sein.
  • Rund 40 Lehrer demonstrierten am 15. November lautstark vor der Stadtverwaltung. "Wir wollen die 13!", sang der Chor der Pädagogen. Denn rund 160 Grundschullehrer in Bremerhaven verdienen weniger als den üblichen Oberschul-Lehrertarif A13.
    "Das ist ungerecht", fordern die Pädagogen gleiche Bezahlung für alle Unterrichtenden. Die Demo ist der Auftakt der Kampagne. Die Lehrer haben die Glastüren am Eingang zum Magistrat mit vielen "A13"-Plaketten beklebt. "Statt wie Luther 95 Thesen ans Kirchenportal zu nageln", sagen sie - kurz vor Ende des Reformationsjubiläums in diesem Jahr. "Wir wollen damit Aufmerksamkeit der Politik."
    Rund 400, 500 Euro brutto im Monat weniger in der Tasche als Lehrer der Sekundarstufe 2 und Sonderpädagogen: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert diese Ungleichbehandlung massiv. Als im Land Bremen 2005 die Einheitlichkeit der Lehrergehälter abgeschafft wurde, wusste niemand, wie sehr sich der Lehrermangel heute zuspitzen würde, sagt GEW-Vorsitzender Bernd Winkelmann.
    Mit der niedrigeren Bezahlung aber kann die Stadt keine jungen Lehrer nach Bremerhaven locken. Die werden allerdings dringend benötigt. Also hat die GEW spontan am Mittwoch die Lehrkräfte zur Demo mobilisiert. "Es ist ein Aufwärmen für die bundesweite A13-Kampagne", sagt Winkelmann. "In Berlin und Brandenburg sind die Gehälter im Sommer bereits hochgestuft worden. Das macht uns Hoffnung."
  • Am 21. November stellt die Bremerhavener Traditionsfirma „W. Ludolph GmbH & Co. KG“ beim Amtsgericht Bremerhaven einen Antrag auf Insolvenz. Das Unternehmen kann Bankforderungen in erheblicher Höhe nicht mehr begleichen. Für die 106 Beschäftigten ist die Zukunft ungewiss. Gerichtspräsident Uwe Lissau hat noch am Mittag den Hamburger Rechtsanwalt Dr. Hendrik Heerma als Insolvenzverwalter bestellt. Für die mittags vom Insolvenzverwalter informierten Mitarbeiter und die IG Metall kam die Nachricht der Insolvenz überraschend. Arbeitnehmer und Gewerkschaft erwarten, dass der gut strukturierte Betrieb weiter geführt wird. Die Arbeiten werden vorerst nicht eingestellt, um Aufträge abarbeiten zu können.
    Ludolph gehört seit mehr als 170 Jahren zu den Global Playern in den Bereichen Nautik und Aeronautik. Abnehmer der hochpräzisen Luftfahrtbauteile von Ludolph ist unter anderem Airbus und Premium Aerotec.
  • Die Arbeitslosigkeit ist im November in Bremerhaven auf das Rekordtief von 12,2% gesunken. Sie war zuletzt Anfang der 90er Jahre so niedrig. Insgesamt leben in Bremerhaven 7.196 Arbeitslose. Im Vergleich zum Vormonat sank die Quote in Bremerhaven um 0,2 Prozentpunkte - im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte.
  • Anfang Dezember meldet die Geschäftsführung des Traditionsunternehmens Kronschnabel Insolvenz an. Grund sind Schulden in Millionenhöhe. Vor 54 Jahren gründete der Unternehmer Erwin Kronschnabel das Unternehmen, das inzwischen unter dem Namen "Kronschnabel & Franke Schwerlast Spedition GmbH" firmiert und auch in Bremen, Hamburg, Cuxhaven und Heide ansässig ist. Das Bremerhavener Unternehmen wurde zum Inbegriff für Schwerlast. Wenn es sperrig, schwer und unhandlich wird, musste einer der Riesenkrane von Kronschnabel ran.
    Der Zusammenbruch der Offshore-Industrie in Bremerhaven hat den Verlust vieler Aufträge zur Folge gehabt. Früher hat die Firma viel auf dem ehemaligen SSW-Gelände zu tun gehabt, als hier noch für Offshore-Projekte gearbeitet wurde. Für weitere Probleme haben drei geklaute Krane gesorgt, die erst geliehen und dann nach Turkmenistan verschleppt worden seien. Diese Gründe haben unter anderm zur Insolvenz.
    Nun sieht das Unternehmen und seine ca. 80 Beschäftigten einer ungewissen Zukunft entgegen. Das Bremerhavener Amtsgericht hat als vorläufigen Insolvenzverwalter, Dr. Malte Köster, eingesetzt.
  • Der Eisenbahnhafen Bremerhaven präsentiert sich im Dezember mit neuen Stärken. Am Imsumer Deich, direkt an der Einfahrt zum Containerterminal, sind acht neue, elektrifizierte Gleise mit Nutzlängen von bis zu 761 Metern entstanden. Der Bahnhofsteil Imsumer Deich in Bremerhaven wurde im Zeitraum 2014 bis 2017 umfassend ausgebaut. Das Bundesland Bremen investierte rd. 30 Millionen Euro, um zentral im Vorfeld der Container- und Automobilterminals eine zusätzliche Vorstellgruppe zu errichten. Insgesamt wurden acht neue, voll elektrifizierte Gleise mit einer Gesamtlänge von sechs Kilometern und Einzelnutzlängen von bis zu 761 Meter erstellt und damit die Vorstellkapazitäten insbesondere für Containerzüge nachhaltig erhöht. Die neuen Gleise sind komplett mit einer Oberleitung überspannt, die Weichen mit Weichenheizungen ausgestattet und zur Vorbereitung der ausfahrenden Züge ist der Nordkopf mit einer Bremsprobeanlage für alle Gleise ausgerüstet. Die Europäische Union hat den Bau mit insgesamt 3,7 Mio. Euro gefördert.

    Mit rd. 37.000 Zugankünften und -abfahrten im Jahr, davon rd. 29.000 in Bremerhaven, zählt die Bremische Hafeneisenbahn hinsichtlich ihres Aufkommens zu den bedeutendsten des Kontinents. Etwa jeder zweite Container verlässt Bremerhaven per Zug. Bei den Fahrzeugen liegt der Marktanteil der Bahn noch höher: Rund 1,8 Millionen Fahrzeuge, das sind 80 Prozent der dort umgeschlagenen Einheiten, erreichen oder verlassen den Hafen über die Schiene. Damit ist Bremerhaven der Seehafen Europas mit dem relativ höchsten Anteil an Schienenverkehren.
  • Der Fischverarbeitungsbetrieb "Larsen Danish Seafood" schließt zum 31. Dezember seinen Standort in Bremerhaven. 43 Arbeitnehmer verlieren dadurch ihre Arbeitsplätze.
    Das Unternehmen war 2015 von dem Fischereiunternehmen "Christian i Grótinum" von den Färöer-Inseln aus der Insolvenz heraus gekauft worden. Die anlässlich des Kaufs angekündigten Investitionen seien jedoch zumindest in Bremerhaven weitgehend ausgeblieben, kritisiert NGG-Geschäftsführer Dieter Nickel, und nun werde die Schließung mit anhaltenden und steigenden Verlusten begründet.
  • Der Hafenumschlag in Bremerhaven blieb im Jahr 2017 relativ stabil. 2017 wurden im Containerumschlag insgesamt 5,479 Millionen TEU (Standardcontainer)umgeschlagen. 2016 waren es 5,535 Millionen TEU.
    Im Automobilumschlag wurden 2017 insgesamt 2,25 Millionen Autos umgeschlagen. Im Jahr davor waren es noch 2,07 Millionen.
  • 2017 ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bremerhaven um 614 Stellen oder 1,2 Prozent auf 52.307 angestiegen. Vor allem im Maschinenbau, in der Leiharbeit und in der öffentlichen Verwaltung sind zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Deutliche Einbrüche gab es in der Metall- und Elektroindustrie, was unter anderem auf den Beschäftigungsrückgang in der Offshore-Windenergiebranche zurückzuführen ist. In Bremerhaven sank die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt gegenüber 2016 deutlich um 10,3% auf 7.660, die Arbeitslosenquote ging in der Folge von 14,6% im Vorjahr auf 13% zurück.